Mit „Clandestino“ erlangte Manu Chao Weltruhm. Nach 17 Jahren Studiopause kehrt der rebellische Weltmusiker zurück. Das neue Album „Viva Tu“ knüpft nahtlos an seinen unverkennbaren Stil an.
„Desaparecido“, der Vermisste, wurde Manu Chao in den letzten Jahren gerne genannt – eine Anspielung auf den gleichnamigen Ohrwurm, in dem er 1998 sang „Me llaman el desaparecido“ (Sie nennen mich den Vermissten). Denn sein letztes Album „La Radiolina“ erschien 2007. Mit „Viva Tu“ meldet er sich nun wieder zurück – in seinem unverkennbaren Stil, der ihm zahlreiche Preise eingebracht hat.
Musikalisch knüpft der 63-Jährige an den sogenannten Mestizo-Stil an, den er seit seinem millionenfach verkauftem Album „Clandestino“ (1998) perfektioniert hat – eine Mischung aus Rock, Reggae, Ska und traditionellen lateinamerikanischen Klängen, die auch als Weltmusik bezeichnet wird.
Das Album mit 13 Songs wird in mehreren Sprachen gesungen, darunter Spanisch, Französisch, Englisch und Portugiesisch. Eine weitere Ausdrucksweise des Musikers, seine polyglotte Weltsicht wiederzugeben.
Neue Klänge
Doch auch neue Klänge sind mit dabei. In „Tu Te Vas“ einem Duett mit der jungen französischen Rapperin Laeti, verschmelzen spanische Folklore und moderne Rap-Elemente zu einem dynamischen und emotional aufgeladenen Song über eine schmerzhafte Trennung. Laetis Rap-Parts geben dem Lied Intensität und Aktualität.
Ein weiteres Highlight ist der Gastauftritt der Country-Legende Willie Nelson, den seine markante Stimme und Gitarrensoli auszeichnen. In „Heaven’s Bad Day“ teilt Manu Chao das Mikrofon mit dem 91-Jährigen in einem Duett über den unheilvollen Himmel, den niemand besuchen sollte.
So engagiert wie eh und je
Thematisch bleibt Manu Chao seiner humanistischen und kämpferischen Haltung treu. Seine Songs reflektieren die Lebensbedingungen der Menschen auf der Welt. Sie handeln von Missständen wie in „River Why“, in dem er den Neoliberalismus kritisiert. Aber auch von der Liebe, wie in der gefühlsvollen Ballade „Tu Te Vas“.
Die im Juni erschienene Single „São Paulo Motoboy“ war der Vorbote des Albums. Der Track ist Reggae-lastig und wird von Chaos charakteristischer Akustikgitarre und eingängigen Rhythmen begleitet. Er zollt den Kurieren in São Paulo Tribut, die täglich auf den Straßen der Metropole ihr Leben riskieren. Chao kennt diesen Kampf aus eigener Erfahrung – vor seinem Durchbruch arbeitete er selbst als Kurier in Paris.
„Viva Tu“ ist zwar erst das fünfte Studioalbum des Ex-Mitbegründers der Band Mano Negra in über 25 Jahren Solokarriere. Doch seine Lieder, darunter „Bongo Bong“ und „Je ne t’aime plus“, zählen bis heute zu den Klassikern der Sommer-Hits. Auch „Viva Tu“ hält einige Songs mit Ohrwurm-Potenzial bereit, wie „Tu Te Vas“.