Bayern soll ein neues Ankerzentrum bekommen. Die Erstaufnahmeeinrichtung für neu ankommende Flüchtlinge soll Platz für 1.000 Menschen bieten. Der Bedarf ist hoch.
Das neue Ankerzentrum für Flüchtlinge in München soll 1.000 Plätze haben. Die Regierung von Oberbayern habe das Ziel, den Standort bereits im zweiten Halbjahr 2025 in Betrieb zu nehmen, teilte das Innenministerium der Deutschen Presse-Agentur mit. Ministerpräsident Markus Söder hatte das Vorhaben dem Vernehmen nach in seiner Grundsatzrede bei der Klausur der CSU-Landtagsabgeordneten in Kloster Banz angekündigt. Details wurden aber zunächst nicht bekannt.
Die Ressourcen bei der Aufnahme und Integration von Geflüchteten seien bayernweit in allen Bereichen nahezu vollständig ausgeschöpft, erläuterte das Ministerium. „Insbesondere die Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber sind in Bayern aktuell sehr stark ausgelastet.“ Alle zuständigen Behörden und Kommunen vor Ort berichteten, dass die Akquise geeigneter Unterkünfte trotz aller Bemühungen immer schwieriger werde.
Hohe Auslastung der bisherigen Einrichtungen
Etwas Spielraum soll daher das neue Ankerzentrum in der Landeshauptstadt schaffen. Denn die bisherigen Zentren in den Regierungsbezirken inklusive ihrer Dependancen sind laut Innenministerium derzeit zu 70 Prozent (Schwaben) bis 90 Prozent (Oberfranken) belegt. Bei 80 Prozent der maximal denkbaren Belegung spricht das Ministerium dabei von der Vollbelegung einer Unterkunft, weil nicht jedes theoretisch verfügbare Bett durch die Belegung von Familienzimmern, Renovierungen oder Ähnliches in jeder Situation nutzbar sei.
In Oberbayern beträgt die Auslastung der rund 4.600 regelmäßig belegbaren Betten derzeit etwa 72 Prozent (Stand 13.9.). In Niederbayern sind es bei 1.000 Betten rund 80 Prozent, in der Oberpfalz bei 1.200 Betten rund 73 Prozent. Ober- und Mittelfranken verfügen jeweils über rund 1.500 Betten, die zu 90 beziehungsweise 89 Prozent ausgelastet sind. In Unterfranken hingegen sind derzeit nur 72 Prozent der 1.500 regelmäßig verfügbaren Betten belegt, in Schwaben sind es bei 1.800 Betten rund 70 Prozent.
Mit Blick auf die Zahlen ist es dem Innenministerium wichtig zu betonen: „Die konkrete Auslastung ist eine Momentaufnahme und unterliegt Schwankungen, unter anderem aufgrund des tagesaktuellen Zugangs und der regelmäßigen Abverlegungen.“
Ankerzentren sollen Asylverfahren beschleunigen
Die 2018 in Bayern eingeführten Ankerzentren sind Erstaufnahmeeinrichtungen für neu ankommende Geflüchtete. In ihnen sollen die Arbeit des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, der Bundesagentur für Arbeit, der Jugendämter sowie der Justiz- und Ausländerbehörden gebündelt werden. Das soll die Asylverfahren und auch die Abschiebung derjenigen beschleunigen, die kein Bleiberecht bekommen.
Die Ankereinrichtungen in den sieben bayerischen Bezirken sind unterschiedlich organisiert. Während es beispielsweise in Oberbayern mehrere Zweigstellen gibt, hat Oberfranken nur eine zentrale Einrichtung. Gemeinsam ist allen Bezirken jedoch, dass die Menschen nach einem bestimmten Schlüssel auf die Kommunen verteilt werden, um in den Einrichtungen immer wieder Platz für weitere Neuankömmlinge zu schaffen. In den Kommunen werden die Menschen entweder in Gemeinschaftsunterkünften oder dezentral in Wohnungen untergebracht.