Wegen des Klimawandels beschäftigen sich Obstbauern in Norddeutschland mit Früchten, die eigentlich im Süden Europas beheimatet sind. Für Roland Kempf geht es um die Verwirklichung eines Traumes.
Weil er nicht nur im Urlaub auf Mallorca Feigen direkt vom Baum essen wollte, hat Roland Kempf eine Feigen-Plantage in der Nähe von Hannover aufgebaut. „Noch kann ich davon nicht leben, aber ich glaube, es kann funktionieren“, sagte der 52-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. In der Hochsaison von August bis Oktober pflückt der Obstbauer aus der Nähe von Hannover täglich 40 bis 60 Kilogramm der zuckersüßen Früchte, die sonst vorwiegend aus der Türkei importiert werden.
Für seinen Traum hat der Familienvater aus dem Dorf Ahlten seine Tischlerwerkstatt verkauft und arbeitet dort nur noch in Teilzeit als Angestellter. Kempfs Feigen-Plantage liegt in der Nähe der Autobahn 2 östlich von Hannover am Rande des Dorfes Ahlten. Auf dem 1,5 Hektar großen Gelände wachsen an die 400 Pflanzen unter freiem Himmel, im Gewächshaus stehen noch einmal etwa 160 Feigenbäume.
Wegen der Klimaerwärmung experimentieren inzwischen einige Obst- und Gemüsebauern im Norden mit Früchten, die eigentlich im Süden beheimatet sind. Ein Spargelhof im niedersächsischen Landkreis Gifhorn pflanzt beispielsweise Wassermelonen an.
Im Alten Land zwischen Hamburg und Cuxhaven, einem der größten Obstanbaugebiete Europas, stehen allerdings immer noch zu über 90 Prozent Apfelbäume. In der Obstbauversuchsanstalt der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Jork beschäftigen sich die Experten aber auch mit der Anpassung an den Klimawandel. „Wir haben beispielsweise unseren Steinobstanbau – klassischerweise Kirschen und Pflaumen – erweitert um Aprikosen und Nektarinen“, sagte der Leiter des Obstbauzentrums Jork, Karsten Klopp.