Zu viel Süßigkeiten und Fleisch, zu wenig Obst und Gemüse: Die Supermärkte und Discounter setzen in ihrer Werbung aus der Sicht von Verbraucherschützern falsche Anreize.
Dass sich viele Menschen in Deutschland nicht gesund ernähren, ist aus Sicht von Verbraucherschützern maßgeblich auf die Werbung der Lebensmittelhändler zurückzuführen. Supermärkte und Discounter würden in ihren Verkaufsprospekten häufig wenig empfehlenswerte Produkte bewerben und damit ungesunde Essgewohnheiten fördern, kritisiert die Verbraucherzentrale Hamburg. Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) weist die Vorwürfe zurück.
Die Verbraucherschützer haben zwischen Mai und August dieses Jahres Lebensmittel-Werbeprospekte von Aldi Nord, Edeka, Kaufland, Penny und Rewe untersucht. 30 Prozent der Abbildungen entfallen demnach auf Genusswaren wie Süßigkeiten und Snacks, süße Getränke und Alkohol, 15 Prozent auf Fleisch- und Wurstprodukte, 14 Prozent auf Fertiggerichte. Obst und Gemüse machen dagegen nur 10 Prozent aus. Positiv hervorgehoben wird in der Untersuchung lediglich Rewe. Die Supermarktkette sei der einzige Händler, der mehr für Obst und Gemüse als für Fleisch- und Wurstprodukte geworben habe.
Verbraucherschützer: Werbung stellt Ernährungspyramide auf den Kopf
Verbraucherschützer fordern, dass Genusswaren in der täglichen Ernährung nur in kleinen Mengen vorkommen, Alkohol gar nicht. „Mit der Werbung in ihren Verkaufsprospekten stellen die Händler die Ernährungspyramide buchstäblich auf den Kopf. Statt Obst, Gemüse und Wasser dominieren Süßes, Snacks und Alkohol“ sagt Lebensmittel-Expertin Jana Fischer von der Verbraucherzentrale Hamburg. Der Handel müsse Verbraucherinnen und Verbrauchern dabei unterstützen, sich ausgewogen und nachhaltig zu ernähren.
Der Geschäftsführer des Branchenverbandes, Philipp Hennerkes, widerspricht: „Der deutsche Lebensmittelhandel engagiert sich umfassend für einen ausgewogenen Lebensstil in der Gesellschaft.“ Die Händler optimierten die Zusammensetzungen ihrer Eigenmarken und setzten sich für Ernährungsbildung bei Kindern und Jugendlichen ein. Im Handzettel werde die Vielfalt der Lebensmittel abgebildet und zunehmend Trends wie Frische, Bio oder Regionalität. „Sorgen Angebot und Nachfrage für tendenziell fallende Preise, gibt der Handel diese Vorteile an die Verbraucher weiter“, so Hennerkes.