Der ADAC hat ausgewertet, in welchem Bundesland die Tankstellen derzeit mit den niedrigsten Preisen locken. Doch der Tüv Süd warnt: Umwege sind meistens Unsinn.
Berliner aufgepasst: Aktuell ist Benzin nirgendwo in Deutschland billiger. Das geht aus einer Analyse des ADAC hervor. Demnach kostet ein Liter E10 in der Hauptstadt durchschnittlich 1,579 Euro – 3,2 Cent weniger als beispielsweise im Saarland, dem derzeit zweitgünstigsten Bundesland. Am teuersten ist Benzin momentan in Sachsen-Anhalt. Hier kostet ein Liter E10 laut ADAC 1,648 Euro.
ADAC: Berlin ist derzeit Preissieger
Für Diesel sieht es etwas anders aus. Hier kommen Menschen in Rheinland-Pfalz am besten weg und zahlen durchschnittlich 1,499 Euro je Liter. Berliner müssen sich aber nicht ärgern, denn mit einem Durchschnittspreis von 1,500 Euro ist der Unterschied kaum messbar. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Differenz schon größer. Hier liegt der Preis bei rund 1,565 Euro.
Für die Analyse hat der ADAC Preisdaten von „mehr als 14.000 bei der Markttransparenzstelle für Kraftstoffe erfassten Tankstellen ausgewertet und den 16 Bundesländern zugeordnet.“ Die Preise beziehen sich alle auf den 17. September, 11 Uhr vormittags.
„Tendenziell sind Bundesländer mit hoher Bevölkerungsdichte aufgrund des stärkeren Preiswettbewerbs durch eine größere Tankstellendichte günstiger als dünn besiedelte Bundesländer“, schreibt der Club als Begründung, warum Berlin so gut abschneidet.
Tüv Süd warnt: Umwege selten sinnvoll
So groß der Preisunterschied auf dem Papier aber wirken mag, so irrelevant ist er im Alltag. Das hat der Tüv Süd bereits im Februar festgestellt. Denn während der Club empfiehlt, eine der zahlreichen Apps zur optimalen Preisfindung zu nutzen, dämpft das Prüfinstitut die Erwartungen.
Erst recht lohne sich das Losfahren für die Tankfüllung nicht, wenn das kalte Auto nur dafür gestartet werden muss, heißt es. Experte Matthias Strixner dazu: „Ein durchschnittlicher Benzinmotor kann in der Startphase hochgerechnet bis zu 30 Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen und emittiert dann einen Großteil der Kohlenwasserstoffe.“
Doch was, wenn man unterwegs nach dem besten Preis forscht und die Route für eine Ersparnis von 0,5 Cent je Liter entsprechend umwirft? Hier rechnet Strixner vor: „Wenn der Sprit gerade zur Neige geht, 60 Liter Super getankt werden sollen und die günstige Zapfsäule nur zwei Kilometer entfernt ist, die Ersparnis von 30 Cent wird schon auf der Hinfahrt fast verbrannt. Ein Benziner mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 7,5 Litern hat bis zur Tankstelle schon 0,15 Liter Sprit geschluckt. Gegenwert: 21 Cent. Bis hierhin also neun Cent gespart. Muss der Schnäppchenjäger nach der Füllung aber wieder auf die ursprüngliche Route und damit die zwei Kilometer zurück, werden erneut 0,15 Liter Sprit/21 Cent fällig.“ Unterm Strich hat man dann für dem Umweg sogar noch mehr gezahlt.
Auch Grenzfahrten oft teurer als die Ersparnis
Besonders bei kleineren Unterschieden siegt bei der Preisfindung also nur das innere Sparschwein, nicht aber der Geldbeutel oder die Umwelt. Auch Grenzfahrten können so schnell zum Selbstbetrug werden. Denn auch wenn der Preisunterschied wesentlich größer ist, knabbert jeder zusätzliche Kilometer an der Ersparnis. Man sollte vorher genau ausrechnen, ob die zusätzliche Strecke und die Zeit, die man dadurch verliert, durch den vermeintlichen Gewinn ausgeglichen werden.
Für Urlauber hat der Tüv Süd dennoch einen Tipp: Besonders im Ausland könne man sich die örtliche Preisstruktur zunutze machen. So seien in Frankreich beispielsweise Tankstellen an sogenannten Hypermarchés/Centre Commerciales außerhalb von Ortschaften oft wesentlich billiger als Zapfsäulen in zentralen Lagen. Wer ohnehin dort vorbeifährt, sollte den Tankstopp also einplanen.