Der Chipkonzern Intel legt den Bau eines Werks in Magdeburg auf Eis. So reagieren Wirtschaft und Landespolitik.
Nach der angekündigten Verschiebung des Intel-Großprojekts in Magdeburg haben sich Politiker aus Sachsen-Anhalt enttäuscht gezeigt und die Landesregierung kritisiert. Die Wirtschaft fordert aber auch den Blick nach vorn. Für den Bauindustrieverband Ost ist es nun an der Politik, mit Intel ins Gespräch zu kommen, um eine Hängepartie zum Baustopp zu vermeiden. „Auch mit zwei Jahren Verzögerung braucht es nun einen verlässlichen Zeitrahmen zum Bau der Chipwerke, um auch Planungen abseits des neuen Werksgeländes voranzutreiben“, sagte Hauptgeschäftsführer Robert Momberg.
Arbeitgeberpräsident: Impulse nutzen
Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Marco Langhof sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Ankündigung der Intel-Ansiedlung hat einen Impuls ausgelöst, der durch ganz Sachsen-Anhalt ging. Genehmigungsverfahren wurden beschleunigt, Entscheidungen von Behörden wurden wirtschaftsorientiert, mutig und zügig getroffen.“ Dieser Impuls müsse für die Unternehmen im Land genutzt und beibehalten werden. „Mutig genutzt, kann das „Intel-Momentum“ ein Gewinn für alle Betriebe im Land sein, egal ob groß oder klein“, so Langhof. Grundsätzlich sei die Entscheidung von Intel bedauerlich.
Der mit Verlusten kämpfende Konzern Intel hat angekündigt, den Bau eines Werks in Magdeburg vorerst auf Eis zu legen. Die Bundesregierung hatte dafür knapp zehn Milliarden Euro zugesagt. Der erste Spatenstich war für dieses Jahr angepeilt worden. Dabei sollten rund 3.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investition wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert.
Bitkom: Ziel nicht aus den Augen verlieren
Der Digital-Branchenverband Bitkom erklärte, Deutschland müsse zum Zentrum der europäischen Chip-Industrie werden und sich auch weltweit in der Spitzengruppe positionieren. „Dieses Ziel dürfen wir trotz der aktuellen Entscheidung Intels zum Bau einer Chipfabrik in Magdeburg nicht aus den Augen verlieren“, sagte Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Halbleiter sind die Basistechnologie der deutschen Wirtschaft, das gilt für die Anbieter von Telekommunikationsleistungen, Cloud Computing und Künstlicher Intelligenz ebenso wie für klassische Industriezweige wie den Automobil- oder Maschinenbau.“
Reaktionen aus der Landespolitik
Die Linke hält die Ansiedlung für gescheitert. „Die Verschiebung ist eine Absage: Die Europastrategie von Intel hat sich erledigt“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher Wulf Gallert. In der Vergangenheit habe die Landesregierung kritische Nachfragen zum Projekt „arrogant weggewischt“. Sie müsse sich nun die Frage gefallen lassen, „warum sie derart blauäugig an dieses Projekt gegangen ist“.
„Eine heftige Nachricht für die Region“, schrieb Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann auf der Plattform X. „Jetzt muss sich zeigen, wie attraktiv wir als Wirtschaftsstandort sind. Im Dornröschenschlaf auf den Prinz von Intel warten, kann ja nicht die alleinige Lösung sein.“
Meister sieht in Hängepartie Belastung für den Standort
Lüddemanns Fraktionskollege Olaf Meister, der auch Stadtrat in der Landeshauptstadt ist, bezeichnete die Situation als schwierig. Mit der Verzögerung bei Intel könne man umgehen, so Meister. „Die aufkommende Unsicherheit zum Projekt als unklare Hängepartie ist jedoch eine Belastung für den Standort.“
Der AfD-Politiker Ulrich Siegmund kritisierte, Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) habe den Mittelstand ignoriert und den Fokus auf Subventionen für Intel gelegt. „Was hätten wir erreichen können, wenn wir die gleiche Unterstützung für deutsche Unternehmen aufgebracht hätten“, so der Co-Fraktionschef.