Sie sind giftig, gefräßig oder gesellig: Mit dem Klimawandel erobern gebietsfremde Arten Nordsee und Mittelmeer.
In den Weltmeeren ist derzeit vieles in Bewegung. Nicht nur Wellen und Strömungen, sondern auch bei deren Bewohnern. Gemeint ist damit nicht die Fortbewegung einzelner Tiere. Vielmehr sind ganze Lebensgemeinschaften auf dem Vormarsch. Antriebsfeder hierfür ist, wie auch vielerorts an Land, die zunehmende Erwärmung. In allen Meeresregionen weltweit heizt sich das Wasser immer stärker auf. Für wärmeliebende Arten bedeutet das bessere Lebensbedingungen in Regionen, in denen sie es sonst schwer hatten zu überleben. Auf der Nordhalbkugel erfolgt die Hauptwanderungsbewegung in Süd-Nord-Richtung. Vom Roten Meer zum Mittelmeer, vom Südatlantik in den Nordatlantik und in die Nordsee, von der Nordsee in Richtung Barentsee. Nachhaltigkeitswoche 2024 Kasten
Meeresbewohner: Wanderungsbewegung von Süden nach Norden
Hunderte von Arten umfasst das große Wandern, darunter viele, die nur Wissenschaftler registrieren. Andere wiederum erkennen auch Laien, im Wasser und am Strand. Exotische Rotfeuerfische beispielsweise, die vom Roten Meer aus über den Suez-Kanal das östliche Mittelmeer erobern. Dort entwickeln sie sich zur Plage. Die verschlingen alles, was ihnen vor das Maul kommt, und haben dank ihrer giftigen Stacheln selbst keine Feinde zu fürchten. Auch die Fischerei verändert sich im Zuge des Klimawandels: angestammte Fisch-, Krebs- und Muschelarten verschwinden, andere kommen hinzu. In die Nordsee etwa wandern immer häufiger Schwärme von Sardinen oder Sardellen ein. Angestammten Fischarten wie dem Kabeljau wird es hingegen in der Deutschen Bucht zu warm, sie laichen heute bevorzugt weiter nördlich. Alpenblumen_Gewinner_Verlierer 1610
Nicht zuletzt birgt der Artenwandel auch Gefahren für die Menschen, die an den Küsten leben oder dort ihren Urlaub verbringen. Eine weltweite Plage sind Quallen, deren Larven die wärmeren Temperaturen behagen, es fehlt auch an natürlichen Feinden, wie Meeresschildkröten oder großen Fischen, die Quallen verzehren. Das Risiko, sich an den beliebten Urlaubsstränden im Mittelmeer oder der Nordsee an den Nesselzellen der Hohltiere zu verletzen, steigt Jahr für Jahr. Unsere Fotostrecke zeigt das aktuelle Geschehen an und in den Meeren Europas.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien zuerst im Juni 2024. Im Rahmen der Nachhaltigkeitswoche von RTL Deutschland „Für mehr Leben“ bieten wir ihn erneut an.