Landgericht München I: Prozess um Vergewaltigung eines Mannes in U-Bahnhof

Der Fall eines jungen Polen, der nachts in einem Münchner U-Bahnhof vergewaltigt worden sein soll, schlug international Wellen. Vor Gericht schweigt der Angeklagte – seine Anwältin erhebt Vorwürfe.

Im Prozess um die Vergewaltigung eines polnischen Touristen nachts in einem Münchner U-Bahnhof verweigert der Angeklagte die Aussage. Ihr Mandant werde sich „schweigend verteidigen“, sagte seine Anwältin Rita Drar zu Beginn der Verhandlung vor dem Landgericht München I. Sie erhob in einer Eröffnungserklärung Vorwürfe gegen die Münchner Polizei. 

Die Polizei hatte nach dem Vorfall im August vergangenen Jahres zunächst fälschlicherweise mitgeteilt, die Vergewaltigung habe mehrere Stunden gedauert. Deshalb habe der Fall international Schlagzeilen gemacht, kritisierte die Anwältin. „Der Vorfall wurde zum Politikum“, sagte sie. Politik habe aber „in einem Strafverfahren nichts zu suchen“. 

Der junge Mann aus Afghanistan, der vor Gericht 2005 als Geburtsjahr angab, soll den Touristen, der betrunken und wehrlos war, im August 2023 nachts in dem U-Bahnhof eine halbe Stunde lang vergewaltigt und dann dessen Handy gestohlen haben. Zu dem Zeitpunkt fuhren keine Bahnen mehr. 

Polens Ex-Ministerpräsident mischt sich ein

Der Fall hatte im vergangenen Sommer hohe Wellen in der polnischen Politik geschlagen. Der Gesandte der deutschen Botschaft wurde sogar ins Außenministerium einbestellt, wie das Ministerium damals mitteilte. Ihm sei erläutert worden, dass Deutschland in einer Informationskampagne auf die Gefahr hinweisen müsse, dass auch polnische Staatsbürger Opfer solcher Straftaten werden könnten.

Der inzwischen abgelöste Ministerpräsident Mateusz Morawiecki von der nationalkonservativen PiS forderte die Einbeziehung polnischer Staatsanwälte in die Ermittlungen. Er nutzte den Fall, um die ablehnende Haltung Warschaus zur EU-Migrationspolitik zu unterstreichen. „Ein junger Pole ist in München Opfer einer Vergewaltigung durch einen Migranten aus Afghanistan geworden. Das sind die Folgen der Politik der offenen Grenzen“, schrieb er damals auf der Plattform X, ehemals Twitter.