Jüdisches Leben: Charlotte Knobloch wird Gastprofessorin in Düsseldorf

Seit Jahrzehnten kämpft Charlotte Knobloch gegen Antisemitismus und für eine lebendige Erinnerungskultur. Bald wird sie an der Universität Düsseldorf Vorlesungen halten.

 

Die Holocaust-Überlebende und frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch (91), wird Gastprofessorin der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Mit Knobloch gewinne die Universität eine herausragende Persönlichkeit, die sich seit Jahrzehnten für jüdisches Leben in Deutschland, den interreligiösen Dialog und das Erinnern an den Holocaust einsetze, teilte die Hochschule mit. Knobloch ist seit bald 40 Jahren Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern.

Im Rahmen der Gastprofessur werde Knobloch zweimal im größten Hörsaal der Düsseldorfer Uni sprechen. Im Mittelpunkt stehen den Angaben zufolge dabei auch die aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und der erstarkende Antisemitismus. Die erste Vorlesung hält Knobloch am 31. Oktober unter dem Titel „In Deutschland angekommen?“ Die zweite Veranstaltung ist am 11. Februar 2025 geplant. 

Über die Zukunft der Juden in Deutschland reden

„In einer Zeit, da Hass auf Juden und Israel sich immer stärker Bahn bricht und das demokratische Zusammenleben wie nie seit 1945 unter Beschuss steht, stellt sich auch für viele jüdische Menschen immer deutlicher die Frage nach der Zukunft in diesem Land“, erklärte Knobloch zur Übernahme der Gastprofessur. „Darüber müssen und sollten wir offen sprechen – im Interesse aller.“

Die Heinrich-Heine-Gastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen aus dem Jahr 1988 an die Universität. Sie wird an Persönlichkeiten vergeben, die sich in besonderer Weise um Toleranz, Freiheit und Menschenwürde verdient gemacht haben. Vor Knobloch hatten etwa Helmut Schmidt, Juli Zeh, Wolf Biermann, Joschka Fischer, Ulrich Wickert, Joachim Gauck, Klaus-Maria Brandauer und zuletzt Tote Hosen-Frontmann Campino die Gastprofessur inne.