Die Energiewende macht massive Investitionen nötig. Energiekonzerne wie die EnBW brauchen dafür Geld. Der Chef wirbt nun bei den Anteilseignern für sein Vorhaben.
Um sein Investitionsprogramm ausbauen zu können, spricht der Karlsruher Konzern EnBW mit seinen Gesellschaftern über eine Kapitalerhöhung von drei Milliarden Euro. Das Investitionsvolumen in Projekte der Energiewende bis 2030 soll von derzeit geplanten 40 Milliarden auf etwa 50 Milliarden Euro ansteigen, wie das Unternehmen mitteilte. Die „Stuttgarter Zeitung“ berichtete, EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos habe die Pläne jüngst bei den Klausuren der Regierungsfraktionen Grüne und CDU vorgestellt.
Im Wesentlichen geht es nach EnBW-Angaben um den Neubau von Wind- und Solaranlagen, wasserstofffähige Gaskraftwerke, den Ausbau der Übertragungs- und Verteilnetze sowie der Elektromobilität und ein neues Wasserstoff-Kernnetz. „Speziell für Baden-Württemberg ist damit ein entscheidender Beitrag für eine zukunftsfähige Infrastruktur verbunden.“
Die EnBW ist seit 2011 größtenteils im Besitz der öffentlichen Hand. Das Land Baden-Württemberg und der Zusammenschluss OEW von neun oberschwäbischen Landkreisen halten je fast 47 Prozent. Die OEW und der Landtag müssten einer Kapitalerhöhung von jeweils 1,5 Milliarden Euro separat zustimmen. Endgültig könnten die Weichen dann im kommenden Jahr bei der EnBW-Hauptversammlung gestellt werden, wenn Vorstand und Aufsichtsrat einen entsprechenden Vorschlag dazu vorlegen.
Verschiedene Geldquellen
Stamatelopoulos hatte jüngst der Deutschen Presse-Agentur gesagt, die Finanzierung der Investitionen in diesem Jahrzehnt seien auch für die EnBW „eine echte Herkulesaufgabe“. In einer Stellungnahme nun ist von einem überdurchschnittlich hohen Kapitalbedarf die Rede, „der bei weitem nicht allein durch die Verwendung von operativen Erträgen gedeckt werden kann“. Neben der Beteiligung von Dritten an Tochterunternehmen und Projekten besorgt sich die EnBW seit Jahren auch Fremdkapital an den internationalen Kapitalmärkten. Hier ist es wichtig, dass Fremd- und Eigenkapital in ausgewogenem Verhältnis zueinander stehen.
Der EnBW geht es an sich nicht schlecht: 2023 war das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im siebten Jahr in Folge gestiegen, um gut 60 Prozent auf 6,37 Milliarden Euro. Wegen veränderter Marktbedingungen soll es in diesem Jahr bei bis zu 5,2 Milliarden Euro liegen. Um die anstehenden Aufgaben zu bewerkstelligen, reicht das nicht.
Entscheidung noch nicht getroffen
Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz sagte der dpa, die EnBW könne sich auf seine Fraktion verlassen, wenn es darum gehe, die Energiewende zu meistern. „Wer auf grüne Energie setzt, hat unsere Unterstützung.“ Man teile die vorgestellten Pläne. CDU-Wirtschaftspolitiker Andreas Deuschle sagte: „Das Ansinnen einer Kapitalerhöhung können wir nachvollziehen.“ Man werde das am Dienstag in der Fraktion beraten.
Ein Sprecher des Finanzministeriums erklärte, es gebe zweifellos einen hohen Kapitalbedarf, damit die EnBW weiter massiv in eine umweltfreundliche Energieversorgung investieren kann. „Das Land hat ein großes Interesse daran, dass die EnBW diese Herausforderung erfolgreich bewältigt.“ Das sei nicht nur im Interesse des Unternehmens, sondern auch des Wirtschaftsstandortes Baden-Württemberg. „Deshalb kann sich das Land als Mit-Eigentümer vorstellen, die EnBW bei der anstehenden Investitionsagenda zusätzlich zu unterstützen.“ Seitens des OEW-Verbunds gab es zunächst keine Stellungnahme.
Für das Land könnte die landeseigene Gesellschaft Neckarpri einen Kredit aufnehmen und über die EnBW-Dividende tilgen. Das würde den Landeshaushalt nicht direkt belasten.