Taylor Swift wählt Harris: Die berühmteste „kinderlose Katzenlady“ könnte zum Zünglein an der Waage werden

Zwei Monate vor der US-Wahl hat sich Taylor Swift für Kamala Harris ausgesprochen. Aber welchen Effekt hat ihre Unterstützung bei jungen Wählern?

Es dauerte nicht lange nach der Präsidentschaftsdebatte zwischen Donald Trump und Kamala Harris, da meldete sich eine Frau zu Wort, auf deren Meinungsäußerung viele Menschen lange gewartet hatten: Taylor Swift postete ein Foto von sich mit ihrer Katze auf Instagram und schrieb dazu, dass sie im November ihr Kreuz bei Harris setzen werde. Man könne in den USA mehr erreichen, „wenn wir von Ruhe und nicht von Chaos geleitet werden“, ließ Swift wissen. 

Taylor Swift unterstützt Kamala Harris

Der Wahlkampf in den USA ist so emotional wie lange nicht mehr, die Fronten verhärtet. Umso diplomatischer Swifts Statement. Statt Wut klingt Rationalität aus ihren Worten. Sie ruft ihre Fans auf, vor allem die jungen, sich für die Wahl registrieren zu lassen. Sich zu informieren und sich eine Meinung zu bilden. So wie sie es bereits getan habe. Ihre Meinung bekräftigt die Rekordmusikerin mit Fakten. Besonders imponiert habe ihr die Einstellung von Harris‚ Vizekandidat Tim Walz bezüglich LGBTQ+-Rechten und Kinderwunschbehandlungen wie IVF. Das „Recht der Frau auf ihren eigenen Körper“ sei für Swift selbst ebenso wichtig. Dahingehend fühlt sich die Musikerin von den Demokraten offenbar am besten vertreten. 

Einzig Swifts Abschlussworte klingen ein wenig provokant. So unterzeichnet sie ihr Posting mit „Mit Liebe und Hoffnung, Taylor Swift, Kinderlose Katzenlady“. Es ist eine Anspielung auf Trumps Vizekandidaten J.D. Vance, der Harris und andere Demokraten als „Haufen von kinderlosen Katzenfrauen“ bezeichnet hatte. Zuletzt hatten sich auch andere prominente Frauen über die Aussagen von Vance empört, darunter Jennifer Aniston und Chelsea Handler. Dass Swift ihre politische Unterstützung jetzt sogar mit einem Katzenfoto und der Eigenbezeichnung der „kinderlosen Katzenlady“ unterfüttert, hat Schlagkraft. 283 Million Menschen folgen dem Superstar auf Instagram. Sie hat eine Reichweite, die sich manch ein Politiker wünschen würde. 

Von Swifts Unterstützung erhoffen sich die Demokraten in den USA also viel. Aber ist das begründet? Welchen Effekt Swifts Unterstützung von Harris auf die Wahl haben wird, kann heute niemand seriös vorhersagen. Nur wenige Prominente haben in modernen Wahlkämpfen einen spürbaren Eindruck hinterlassen. Politikexperten sind der Ansicht, dass berühmte Persönlichkeiten zwar bestehende Anhänger um sich scharen können, aber nur minimalen Einfluss auf die Überzeugung neuer Wähler haben. Als Ausnahme gilt Talkshow-Star Oprah Winfrey, die sich 2008 öffentlich für Präsident Barack Obama aussprach und damit dessen Kampagne befeuerte.

Sie hat eine enorme Reichweite

Fest steht jedoch, in dem besonders engen Rennen – aktuell liegen Harris und Trump in den wichtigen Swing States Kopf-an-Kopf – könnten schon wenige Prozentpunkte den Unterschied machen. Insbesondere unter jungen Wählern erhoffen sich die Demokraten daher einen Boost von Swifts Unterstützung. Seit sie die Präsidentschaftskandidatur angenommen hat, arbeitet die Harris‘ Kampagne daran, die Unterstützung junger Wähler zurückzugewinnen. In 2020 konnte sich Präsident Joe Biden auf einen starken Rückhalt in der Wählergruppe unter 30 Jahren verlassen. Doch viele haben dem demokratischen Lager inzwischen wieder den Rücken gekehrt, weil sie enttäuscht waren über die inzwischen zurückgezogene erneute Kandidatur des 81-jährigen Präsidenten.

Taylor Swift Schauspielerin Filme FS 21:08

Harris hingegen hat laut der jüngsten NPR/PBS News/Marist-Umfrage bei der Generation Z und den jüngeren Millennials ein neues Interesse an der Wahl geweckt. Eine Begeisterungswelle von Tanzvideos und Kokosnuss-Memes schwappt seither durch das Internet. Es ist diese Zielgruppe, die Taylor Swift als Country- und Popstar schon beinahe ihr ganzes Leben lang kennt. Ihr Debütalbum, das im Herbst 2006 erschien, ist fast so alt wie ein heute 18-jähriger Wahlberechtigter in den USA.

Und es gibt Anzeichen, dass sich einige Swifties von der politischen Entscheidung ihres Idols leiten lassen könnten. In einer Newsweek-Umfrage von Mai gab demnach ein Drittel der Wähler unter 25 Jahren an, eher für einen Kandidaten zu stimmen, den Swift unterstützt. 

Längst hat die Sängerin ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt, ihre Anhänger zu politischen Handlungen zu motivieren. Vergangenes Jahr etwa forderte Swift ihre damals 272 Millionen Follower in einem Instagram-Beitrag dazu auf, wählen zu gehen, und verlinkte die Website „Vote.org“. Die Seite meldete später 35.252 neue Registrierungen an diesem einen Tag, ein besonders deutlicher Anstieg in einem Jahr ohne Wahlen. Am Dienstag postete Swift einen ähnlichen Link zu „Vote.gov“ in ihrer Instagram-Story und wiederholte den Appell an ihre Anhänger: „Denkt daran, dass ihr registriert sein müsst, um wählen zu können!“

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Früher hielt sich die Sängerin politisch zurück

Politik und Taylor Swift – ein brisantes Thema schon seit Jahren. Zu Anfang ihrer Karriere hielt sich die ehemalige Countrysängerin stets zurück, wenn es um politische Statements ging. Sogar dann, als sie von rechten Gruppierungen als deren Maskottchen benutzt wurde. Im März 2018 dann überraschte Swift, als sie sich öffentlich für die Anti-Waffen-Bewegung „March for our Lives“ einsetzte und der Organisation Geld spendete. Ein kleiner Schritt, auf den bald ein größerer folgen sollte. Denn im selben Jahr positionierte sie sich entschlossen politisch. „In der Vergangenheit war ich zurückhaltend, wenn es darum ging, meine politische Meinung öffentlich zu äußern, aber aufgrund verschiedener Ereignisse in meinem Leben und in der Welt in den letzten zwei Jahren sehe ich das jetzt ganz anders“, sagte sie und verriet, dass sie bei den Midterms in ihrem Heimatstaat Tennessee demokratisch wählen würde. 

Seitdem macht Swift aus ihrer politischen Einstellung keinen Hehl. Das wurde am deutlichsten in ihrer Netflix-Doku „Miss Americana“, als Swift sich vor den Kameras mit ihrem Vater und anderen Mitarbeitern stritt, weil sie unterschiedlicher Meinung waren. „Ich bin entsetzt. Ich bin der Typ, der gepanzerte Autos gekauft hat“, reagierte Swifts Vater in der Doku auf die politische Positionierung seiner Tochter. Swift erklärte daraufhin, dass sie bereue, sich 2016 nicht für Hillary Clinton ausgesprochen zu haben. „Aber ich kann das nicht ändern. (…) Ich muss auf der richtigen Seite der Geschichte stehen“, so die Musikerin. 

Jetzt hat Taylor Swift erneut ein Bekenntnis abgegeben. Am Ende könnte ihre politische Unterstützung das Zünglein an der Waage inmitten eines wahnsinnig engen Wahlkampfs werden.