Inside Charité: Wie die Berliner Charité die Medizin revolutionierte

Eine Klinik von Weltruhm, acht Nobelpreisträger: Die Charité hat 300 bewegte Jahre und auch Krisen hinter sich – nun haben unsere Recherchen Missstände aufgedeckt. 

Charité; der Name, Nächstenliebe, steht seit mehr als 300 Jahren für Medizin auf höchstem Niveau. Regelmäßig belegt Europas größte Uniklinik in internationalen Rankings die vorderen Plätze, auch beim stern. Doch in der Charité gibt es auch eklatante Probleme, die so gar nicht zu ihrem glänzenden Ruf passen. Ein Reporterteam von stern und RTL hat rund ein Dreivierteljahr recherchiert und exemplarisch schwere Missstände in der Charité aufgedeckt, die seitens des Klinikums bestritten werden.

Die Geschichte der Charité reicht bis ins 18. Jahrhundert. 

Gegründet wurde sie im Jahr 1710 als Pesthaus vor den damaligen Toren Berlins, im heutigen Stadtbezirk Mitte. Doch die Seuche sollte die Stadt nie erreichen, aus dem Pesthaus wurde ein Altenheim und Armenasyl, es diente außerdem der Behandlung kranker Soldaten.

Es war der Preußenkönig Friedrich Wilhelm I., der 1727 die Charité in ein Bürgerhospital umwandelte. Per Kabinettsorder dekretierte er: „Es soll das Haus die Charité heißen.“ Schnell entwickelte sich dieses Haus zum städtischen Lehrkrankenhaus. 

Im 19. Jahrhundert fand die Charité zu weltweitem Ruhm. Am Berliner Krankenhaus forschten und lehrten namhafte Ärzte und Wissenschaftler. Robert Koch entdeckte dort unter anderem den Erreger für Tuberkulose, Rudolf Virchow begründete die moderne Pathologie, Paul Ehrlich entdeckte das Prinzip der körpereigenen Immunabwehr mittels Antikörper, wofür er 1908 den Nobelpreis erhielt. Außerdem entwickelte er zusammen mit Emil von Behring einen Impfstoff gegen Diphtherie. Dank ihnen avancierte die Charité zum Zentrum moderner Spitzenmedizin. Acht Nobelpreisträger brachte die Klinik bis heute hervor. 

SI3 Paid insidecharite Titel-Geschichte

Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Gebäude der Charité fast vollständig zerstört, zu DDR-Zeiten wieder aufgebaut, ihre verschiedenen Institute wurden zur „Medizinischen Fakultät (Charité) der Humboldt-Universität“ vereinigt. 1982 eröffnete Erich Honecker das „Chirurgisch orientierte Zentrum“, einen 21-stöckigen Neubau in Berlins Mitte: das Bettenhaus, das bis heute die Skyline der Hauptstadt prägt.

Auch Prominente und Politiker kommen in die Charité

Heute gilt die Charité als größter Medizinbetrieb Deutschlands. Das Krankenhaus erstreckt sich über vier Standorte: von Steglitz im Südwesten über Mitte und Wedding im Zentrum bis Buch im Norden. Die Klinik zählt rund 20.000 Beschäftigte, im vergangenen Jahr haben sie fast 800.000 Patienten ambulant behandelt und rund 140.000 Patienten auf ihren Stationen versorgt. 

Auch Prominente, Politiker und Diplomaten suchen im Berliner Klinikum Hilfe. Als der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in Russland vergiftet wurde, kurierten ihn Ärzte in der Charité. Der Charité-Virologe Christian Drosten war in der Corona-Pandemie einer der wichtigsten Berater der Bundesregierung.

2024 feierte die Charité den ersten Spatenstich des Deutschen Herzzentrums, ein 17-stöckiges Hochhaus mit 320 Betten und 20 Operationssälen, 2028 soll es fertig sein. Ebenfalls 2024 gaben die Charité und die Bayer AG den Bau eines Zentrums für Gen- und Zelltherapie bekannt. Die Bundesregierung fördert das Zentrum mit rund 80 Millionen Euro.

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SI3 Team