Schulbau ist teuer. Damit es günstiger wird und auch schneller geht, nutzt Hamburg immer häufiger das standardisierte „Hamburger Klassenhaus“. Es gibt auch schon Ideen für weitere Nutzungen.
Hamburgs rot-grüner Senat will bis Ende der 2030er-Jahre mehr als 20 Milliarden Euro in die Schul- und Hochschulgebäude sowie in die Sportinfrastruktur gesteckt haben. „In den Zehner-, Zwanziger- und Dreißigerjahren werden wir auf ein Gesamtinvestitionsvolumen von sicherlich 20 Milliarden Euro plus kommen“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Allein rund die Hälfte davon fließe in die Schulen.
Dort rechne er von 2011 – damals übernahm die SPD die Regierungsgeschäfte – bis 2031 mit Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Euro, wobei fünf Milliarden Euro bereits verbaut und 2,6 Milliarden Euro bis 2028 fest eingeplant seien. In die Hochschulgebäude wiederum seien 1,5 Milliarden Euro geflossen, weitere sieben bis acht Milliarden Euro kämen bis Ende der 2030er Jahre dazu. Gehe die Entwicklung der Baupreise wie bisher weiter, könnten es sogar neun Milliarden sein, sagte Dressel.
Zustand der Schulgebäude in einem Jahrzehnt um eine Note verbessert
Zumindest im Schulbereich lassen sich den Angaben zufolge bereits messbare Verbesserungen feststellen. So habe sich der Zustand der Schulgebäude in der vergangenen Dekade um etwa eine Schulnote verbessert, sagte Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD). Lag die Note 2013 noch bei 3,53, erreichte die Qualität der Gebäude zehn Jahre später die Note 2,47. In Hamburg gibt es rund 3.000 Schulgebäude mit einer Gesamtfläche von 2,75 Millionen Quadratmetern. Um sie in einem guten Zustand zu erhalten, seien bereits rund 1.000 Sanierungs- und 620 Neubaumaßnahmen umgesetzt worden.
Besonders stolz zeigte sich Dressel bei den Schulen über die modulare Bauweise, die kostengünstiger, aber dennoch in der Gestaltung und Aufteilung flexibel seien. So ist das bereits 40 Mal gebaute typische Klassenhaus den Angaben zufolge zwischen knapp 1.000 und mehr als 2.700 Quadratmeter groß, verfügt über eine Wärmepumpe, Photovoltaik, ein Gründach und eine Fassade aus Holz, Faserzement oder Ziegeln. Und ebenfalls wichtig: „Bauzeit ab Baugenehmigung acht bis neun Monate. Das ist echt ein Wort“, sagte Dressel.
Bei den Hochschulen funktioniert eine Standardisierung noch nicht so gut
Bei den Hochschulen mit ihren rund einer Million Quadratmetern Grundfläche funktioniere das noch nicht. Das liege zum einen an den 230 höchst unterschiedlichen Hochschulbauten aus den Jahren 1850 bis in die 2010er Jahre und zum anderen an den sehr unterschiedlichen Anforderungen an die Räume. Gleichwohl werde versucht, das modulare Bauen auch auf die Hochschulen zu übertragen. „Die Idee ist: dort, wo man standardisieren kann, das auch zu machen“, sagte Dressel. Der Geschäftsführer der städtischen Gebäudemanagement Hamburg GmbH (GMH), Jens Kerkhoff, betonte, es gehe nicht nur darum, in die bauliche, sondern auch in die planerische Standardisierung zu gehen.
Neben den Gebäuden selbst werde auch versucht, die Haustechnik zu standardisieren. Zusammen mit einem Start-up werde derzeit eine zentrale Steuerung für alle Gebäude entwickelt, sagte die Sprecherin der Geschäftsführung von Schulbau Hamburg und GMH, Mandy Herrmann. Das spare am Ende zwischen 10 und 20 Prozent Energie. Außerdem könnten die Hausmeister dann effektiver eingesetzt werden.
Neben dem Klassenhaus gibt es weitere standardisierte Haustypen
„Wir sind nicht in den Fertighausmarkt eingestiegen“, sagte Dressel. Aber inzwischen seien nach dem Prinzip des standardisierten Klassenhauses auch schon ein Kita-Haus, ein Quartiershaus etwa für soziale Dienste, Einrichtungen oder Jugendzentren sowie – als jüngstes Kind der Familie – ein Clubhaus für Vereine entwickelt worden. Der Clou daran: „Wenn das Grundstück schon erschlossen ist, kriegen wir das für unter eine Million Euro realisiert“, sagte Dressel mit Blick auf klamme Vereine. Das werde sicher ein Kassenschlager, zeigte sich der SPD-Politiker überzeugt. Auf jeden Fall würden die „Hamburger Häuser“ Anfang Oktober auf der Expo Real in München der Immobilienwirtschaft vorgestellt.
Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft nannte die Sanierung und den Neubau von Schulen Trivialitäten. Dass das Geld koste, sei auch nicht überraschend, sagte die Fraktionsvorsitzende Sabine Boeddinghaus: „Wirklich wichtig wäre es, beim Schulbau endlich pädagogische Kriterien in die Bedarfsplanung einfließen zu lassen und Kriterien für „gute Bildung“ und „gute Aufenthaltsqualität“ in den Schulen zu entwickeln.“ Das Hamburger Klassenhaus ist aus ihrer Sicht ein „aufgemotzter Container“, in dem Inklusion kaum möglich sei.