Besuch von VW-Werk: Ministerpräsident Weil fordert zügig Gespräche zu VW-Krise

VW will seine Sparpläne verschärfen. Niedersachsens Ministerpräsident Weil dringt auf Gespräche zwischen Management und Betriebsrat. Das macht er bei einem Werksbesuch in Emden deutlich.

In der Krise bei Volkswagen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) zügig Gespräche zwischen Management und Arbeitnehmerseite gefordert. Nach einer Phase der öffentlichen Debatte müssten nun beide Seiten an einem Tisch gemeinsam Lösungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit bei dem Konzern finden, sagte Weil nach einem Gespräch mit dem VW-Betriebsrat am Werk im ostfriesischen Emden. „Das ist die klare Erwartung, die das Land Niedersachsen jetzt hat, an das Management, auch an die Interessenvertretung der Arbeitnehmerschaft: Sehr schnell jetzt zu beginnen, miteinander Klartext zu reden.“ Niedersachsen wolle dabei unterstützen. „Wir sind sehr interessiert an einer positiven Weiterentwicklung von Volkswagen in Niedersachsen.“

Weil sagte weiter, VW habe in seiner Geschichte viele schwierige Situationen durchlebt. „Bis jetzt ist es noch jedes Mal gelungen, zu gemeinsamen Ergebnissen zwischen Vorstand und Arbeitnehmerschaft zu gelangen und ich wüsste nicht, warum das dieses Mal nicht gelingen soll.“ Mit welchen Maßnahmen mehr Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden könne, müsse nun besprochen werden. „Das geschieht besser nicht in öffentlichen Diskussionen.“

Ministerpräsident sitzt im VW-Aufsichtsrat

Weil sprach zuvor fast eine Stunde im Emder VW-Werk mit Vertretern des Betriebsrats und der Gewerkschaft IG Metall. „Man spürt deutlich, dass die Ereignisse seit Beginn der letzten Woche große Betroffenheit bei Volkswagen, zum Beispiel hier am Standort, ausgelöst haben“, sagte Weil. Bei VW in Emden sind rund 8000 Menschen beschäftigt. Es ist der mit Abstand wichtigste industrielle Arbeitgeber in der Region. 

Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der Stimmrechte im VW-Konzern. Ministerpräsident Weil und seine Stellvertreterin Julia Willie Hamburg (Grüne) sitzen für das Land im Aufsichtsrat. Zusammen mit den Arbeitnehmervertretern haben sie dort die Mehrheit; bei wichtigen Entscheidungen hat das Land ein Veto-Recht.

VW hatte zuletzt angekündigt, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reiche nicht mehr aus. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen, hatte Europas größter Autobauer angekündigt. Am Dienstag kündigte der Konzern die seit 1994 geltende Job-Garantie – damit sind betriebsbedingte Kündigungen ab Juli 2025 möglich.