Krebserkrankung: Nach der Chemotherapie: Was jetzt für Prinzessin Kate wichtig wird

Prinzessin Kate hat ihre Chemotherapie beendet – ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die Erkrankung. Doch niemand kann mit Sicherheit sagen, ob der Krebs damit auch besiegt ist.

Prinzessin Kate hat eine präventive Chemotherapie abgeschlossen, heißt es. Was ist das eigentlich?

Tatsächlich gibt es eine präventive Chemotherapie gar nicht. Trotzdem liest man jetzt wieder davon. Was also ist gemeint? 

Wenn Ärzte einen Tumor entfernen, können sie oft nicht sicher sein, dass nicht einzelne Krebszellen im Körper verblieben sind. Solche Zellen lassen sich auch mit modernsten Verfahren kaum aufspüren. Mit bestimmten Medikamenten jedoch kann man sie trotzdem noch erwischen und unschädlich machen. Deswegen empfehlen Ärzte ihren Patienten manchmal eine adjuvante, also eine unterstützende Chemotherapie.

Die Substanzen, die dabei verwendet werden, nennt man Zytostatika. Sie sollen Krebszellen daran hindern, sich zu teilen und damit zu vermehren. Das Problem dabei: Die Substanzen unterscheiden nicht sicher zwischen gesunden und entarteten Zellen. Da die Teilungsgeschwindigkeit vieler Krebszellen jedoch sehr hoch ist, sind sie besonders anfällig für die Wirkung der Medikamente. 

Kollateralschäden an gesunden Geweben bleiben da nicht aus. Zellen der Schleimhaut beispielsweise, der Haarwurzeln oder des Knochenmarks teilen sich ebenfalls relativ häufig. Deswegen kommt es nicht selten zu Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Haarausfall, Übelkeit, Erbrechen und einem höheren Infektionsrisiko.

Oft wird auch nicht nur ein einzelnes Mittel eingesetzt, sondern eine Kombination mehrerer Zytostatika, die den Patienten – ambulant oder stationär im Krankenhaus – über mehrere aufeinanderfolgende Behandlungszyklen verabreicht werden. Eine adjuvante Chemotherapie kann sich so über mehrere Monate erstrecken.

Nach der Chemotherapie: Welche Untersuchungen sind jetzt wichtig?

Um den langfristigen Erfolg einer Chemotherapie zu beurteilen und Rückfälle rechtzeitig zu erkennen, braucht es regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen. Denn auch wenn sich im Anschluss an eine Krebsbehandlung keine Tumorzellen mehr nachweisen lassen, kann die Krankheit wieder ausbrechen. Außerdem helfen die Untersuchungen den Ärzten, Langzeitfolgen der Behandlung zu entdecken und zu behandeln. 

In der Regel beginnt so ein Termin mit der Anamnese, bei der Patienten von möglichen Beschwerden berichten können, sowie einer körperlichen Untersuchung. Je nach Krebserkrankung kommen oft zusätzlich bildgebende Verfahren wie Ultraschall, MRT oder CT zum Einsatz oder eine Bestimmung unterschiedlicher Blutwerte.

Wer die Nachsorge übernimmt und koordiniert, ist nicht klar geregelt. Das kann der ursprünglich behandelnde Onkologe sein, aber auch ein anderer Arzt oder eine andere Ärztin. Wichtig ist, dass der- oder diejenige einen vollständigen Überblick über alle bisherigen Behandlungen und noch anstehenden Untersuchungen hat. Denn die onkologische Nachsorge nach einer Krebserkrankung erstreckt sich in der Regel über viele Jahre. In der ersten Zeit nach Abschluss der Behandlung sind die Kontrollen noch relativ engmaschig. Mit der Zeit werden die Zeiträume zwischen Untersuchungen dann größer.

Wie sieht ein gesunder Lebensstil nach einer Krebsbehandlung aus?

Nach einer Chemo- oder einer anderen Krebstherapie kann eine Reha helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Was dort genau passiert, hängt von der Tumorart und der Behandlung ab, die man hinter sich hat. Nach einer Brustkrebs-OP kann es darum gehen, dass man seine Arme wieder besser bewegen kann, nach einem Eingriff am Kehlkopf wird oft Logopädie angeboten. Außerdem wird vermittelt, welcher Lebensstil nach einer Krebstherapie dabei helfen kann, gesund zu bleiben, daher gehören zum Angebot oft auch Ausdauer- und Krafttraining sowie eine Ernährungsberatung. 

Besonders wichtig für Krebspatientinnen und -patienten ist Bewegung: Sie regt den Appetit an, denn durch die Krankheit selbst oder die Nebenwirkungen einer Chemo haben viele stark abgenommen. Krafttraining hilft, verlorene Muskelmasse wieder aufzubauen, gezielte Übungen verleihen nach OPs wieder mehr Beweglichkeit. Ausdauertraining hat einen stark stimmungsaufhellenden Effekt und wirkt depressiven Symptomen und den für Krebs typischen Erschöpfungszuständen entgegen. Beim Essen wird zum Muskelwiederaufbau mehr Eiweiß empfohlen als vor der Erkrankung, außerdem eine gesunde, pflanzenbetonte Mischkost mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten sowie Hülsenfrüchten, die auch gute Proteinquellen sind. Rotes und verarbeitetes Fleisch wie Wurst und Schinken sollten wenig verzehrt werden. Alkohol sollte nicht oder nur in Maßen getrunken werden, weil er das Risiko für einen Rückfall erhöht. Rauchen sollte insbesondere nach einer Krebserkrankung tabu sein.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich nicht jeder Krebs und auch nicht jeder Rückfall verhindern lässt, egal, wie gesund man lebt. Zwar gelten rund 40 Prozent aller Tumorerkrankungen als „vermeidbar“, indem man sich fernhält von Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht – oder indem Jugendliche gegen HPV-Viren geimpft werden, die zum Beispiel Gebärmutterhalskarzinome verursachen. Doch die restlichen 60 Prozent der Krebserkrankungen treten weitgehend unabhängig vom Lebensstil auf: Oft gibt es eine Häufung von Krebs in der Familie, viele Menschen sind genetisch vorbelastet, andere erkranken aufgrund ihres Alters, weil das Risiko für viele Tumoren mit den Jahren steigt. Dafür lässt sich nicht die Lebensweise verantwortlich machen – und schon gar nicht der oder die Erkrankte.

Welche Prognose hat Prinzessin Kates‘ Krebserkrankung?

Alle Krebspatienten treibt diese Frage um: Lauert mein Krebs noch irgendwo im Körper, obwohl er mit keiner noch so feinen Untersuchungsmethode nachweisbar ist? In den ersten Monaten nach der Therapie ist es für Ärzte meistens unmöglich, eine verlässliche Prognose abzugeben. Von dieser Regel gibt es Ausnahmen: Wenn zum Beispiel ein Darmkrebs die oberste Schicht der Schleimhaut noch nicht durchdrungen hat oder ein Brustkrebs noch nicht in den sogenannten „Wächterlymphknoten“ unter der Achsel gestreut hat, können die Patientinnen und Patienten davon ausgehen, dass die Krankheit in einem frühen Stadium tatsächlich geheilt wurde. Es sei denn, sie tragen bestimmte genetische Risikofaktoren in sich, die das Risiko für ein Wiederaufflammen deutlich erhöhen. 

Da Kate jedoch eine adjuvante Chemotherapie erhalten hat, konnten die Ärzte, soviel darf man folgern, nicht ausschließen, dass ihr Krebs gestreut hat. Sie befindet sich möglicherweise im Stadium der „vollständigen Remission“, was bedeuten würde, dass die Krankheit mit allen zur Verfügung stehenden diagnostischen Maßnahmen nicht mehr nachweisbar ist. Laut Krebsinformationsdienst kann es sogar sein, dass nur einzelne Tumorzellen im Gewebe überdauern, ohne sich zu teilen. Daneben gibt es „schlafende Tumoren“ – winzige Metastasen, die nicht wachsen, weil genauso viele Zellen sterben wie neu gebildet werden. Welche Triggerfaktoren sie eines Tages zu Wachstum erwecken, darüber wissen Forschende noch nicht viel. Eine vollständige Remission bedeutet also nicht, dass der Krebs geheilt ist. 

„Das Rückfallrisiko bei fast allen Krebserkrankungen ist in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose am höchsten“, sagt die Onkologin Marianne Sinn (zum Archiv-Interview geht es hier). Speziell in den ersten ein bis zwei Jahren sei es hoch und nehme dann kontinuierlich ab. Von einer Heilung spricht man in der Regel erst dann, wenn der Krebs auch nach fünf Jahren noch nicht zurückgekehrt ist – wobei auch das genau betrachtet nur eine Daumenregel ist, denn bestimmte Krebsformen können noch nach Jahrzehnten neu aufflammen. Über die Hälfte aller Krebspatienten überlebt ihre Krankheit laut Krebsinformationsdienst mehr als fünf Jahre – wobei hier auch diejenigen mitgerechnet werden, die dann nicht krebsfrei sind. Die Überlebenszeit hängt auch sehr stark von der Krebsform ab: Bei Brust- oder Darmkrebs liegt sie – auch wegen der großen Erfahrung und den vielen Therapieoptionen – im Schnitt höher als zum Beispiel bei Bauchspeichel-, Leber- oder Lungenkrebs. Auch das ist allerdings nur eine Pauschalaussage, die wenig über Einzelfälle aussagt.

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Langzeitüberleben: Was sind die Spätfolgen von Krebs?

Auch in Deutschland hat sich der englische Begriff „Cancer Survivor“ etabliert. Damit gemeint sind Patienten, die länger als fünf Jahre nach der Krebsdiagnose leben. Manche gelten als geheilt, andere als chronisch krebskrank. Was alle Langzeitüberlebenden verbindet, ist die Erfahrung, eine dramatische Krise überstanden zu haben. Manche können nach der Therapie ein weitgehend normales Leben führen, viele leiden jedoch unter körperlichen, seelischen und sozialen Spätfolgen. Dazu zählen laut Krebsinformationsdienst etwa Herz-, Lungen- und Nierenschäden, Störungen der Fruchtbarkeit und der Sexualität, Nebenwirkungen an Haut, Schleimhaut und Zähnen, Nervenschäden, chronische Erschöpfung, Störungen der Konzentration und der Feinmotorik, Angst, Depression und chronische Schmerzen, eine neue (zweite) Krebserkrankung sowie familiäre, berufliche und finanzielle Probleme.

Die schwere Erkrankung seelisch zu bewältigen, ist ein langer Prozess. Vielen gelingt es, ihre Balance wiederzufinden. In Studien bewerten zudem Menschen mit Krebs ihre Lebensqualität zum Teil besser als Gesunde. Forscher sprechen von „response shift“, die Bewertungsmaßstäbe der Erkrankten haben sich verschoben. Viele sind dankbar für das, was der Alltag ihnen schenkt – die gemeinsame Zeit mit Familie oder Freunden, ein Sommertag am See, konzentrierte Arbeitsstunden im Büro.

Fragt man Langzeitüberlebende nach den schwersten Belastungen, wird häufig die Angst, dass der Tumor zurückkehrt, genannt. Wichtig ist die kontinuierliche und vor allem individuelle Nachsorge.

Bei Fragen unterstützt der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft (Dkfz).

Für Patientinnen und Patienten, Angehörige und Ratsuchende mit Fragen zu Krebs: 

Telefondienst: 0800 420 30 40 
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