Wie sinnvoll sind Fahrsimulatoren zum Erwerb des Führerscheins? Der Thüringer Fahrlehrerverband sieht Vor- und Nachteile.
In Thüringen arbeiten nach Verbandsangaben ungefähr erst zehn Prozent der Fahrschulen mit Simulatoren. Fahrsimulatoren seien zwar eine nützliche Ergänzung gerade zu Beginn der Führerscheinausbildung, sagte der Vorsitzende des Thüringer Fahrlehrerverbandes, Harry Bittner, der Deutschen Presse-Agentur. Aber sie könnten keinesfalls die Fahrpraxis im Auto ersetzen. Zudem sei der Nutzen der Fahrsimulatoren nicht bewiesen.
Bittner verwies auf eine Untersuchung vom Institut für Automobilwirtschaft im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen. Einen Übungsfaktor sieht Bittner vor allem zum Trainieren von bestimmten Abläufen wie haptischen Bewegungen, Schulterblick oder dem Treten von Kupplung und dem Rückwärtsfahren mit Anhänger.
Vorteile und Grenzen der Simulation
Zudem könnten mit dem Fahrsimulator bestimmte Verkehrssituationen geprobt werden. Auch bei Sprachbarrieren von Fahrschülern böten sich die Hightech-Computer an, da verschiedene Sprachen wie Russisch, Englisch oder Arabisch einstellbar seien.
Im realen Verkehr komme aber ein Stresslevel hinzu, das nicht simuliert werden könne, sagte Bittner. Zudem werde es einigen Fahrschülern schlecht. Ähnlich wie bei der klassischen Seekrankheit litten sie durch die sich bewegenden visuellen Bilder etwa unter Übelkeit oder Kopfschmerzen. Aufgrund der hohen Anschaffungskosten überlegten außerdem viele Fahrschulen, ob sie sich Simulatoren leisten wollten oder könnten, sagte der Verbandschef.
Von einem verpflichtenden Einsatz von Fahrsimulatoren – wie in der Vergangenheit diskutiert – hält der Fahrerlehrverband daher nichts. Das würde die Kosten für den Führerschein noch höher treiben, meinte Bittner. Bereits jetzt müssten im Freistaat im Schnitt etwa 3.000 Euro für die Fahrschulausbildung berappt werden. Dies sei jedoch regional sehr unterschiedlich.
Laut Bittner gibt es derzeit eine hohe Nachfrage – die Fahrschulen seien gut ausgelastet. Vielerorts fehlten weiterhin Fahrlehrer. „Wir brauchen mehr Nachwuchs, 60 Prozent der Fahrkehrer in Thüringen sind älter als 50 Jahre.“ Im Freistaat gibt es den Angaben nach 375 Fahrschulen mit 159 Zweigstellen.