Hunderttausende Menschen besuchen den Blautopf jährlich. Das Areal um die leuchtende Quelle wird gerade für Jahre saniert. Für die Gastronomie in Blaubeuren entwickelt sich der Umbau zur Katastrophe.
Nach dem Start der mehrjährigen Sanierung des Blautopf-Areals bangen Gastronomen in Blaubeuren um ihre Betriebe. „Die Straßen waren am ersten Wochenende wie leer gefegt, die Stadt Blaubeuren wie ausgestorben“, sagte Wirtin Andrea Schneider-Yigit vom Gasthof Blautopf. Das kenne man so nicht. „Das war schon sehr hart.“ Entsprechend hoch seien auch die Einnahmeverluste.
Wegen einer Generalsanierung ist der Blautopf unweit von Ulm für voraussichtlich vier Jahre offiziell nicht zugänglich. Das Areal um die intensiv leuchtende Karstquelle in Blaubeuren wird laut Stadt aufwendig modernisiert. Die Arbeiten sollen bis Dezember 2028 laufen. Das Projekt kostet Millionen.
Besuchermagnet fehlt
Bis zu einer halben Million Menschen besuchten den Blautopf laut der Stadt jährlich. Die Quelle befindet sich am Rand der Altstadt. Das Areal um die Quelle sei in die Jahre gekommen und müsse deshalb aufwendig saniert werden, hieß es. Es soll attraktiver und barrierefrei werden. 2016 wurde die Sanierung vom Gemeinderat beschlossen. Die Bauarbeiten haben mit der Schließung am 26. August begonnen.
Nicht alle würden sich an die Sperrung halten, erklärte Stadtplanerin Manuela Irlwek. Touristen ignorierten demnach die Absperrung um den Blautopf. „Jedoch waren es nur wenige Menschen“, erklärte sie.
„Blautopf muss besichtigt werden können“
Der Bauzaun sei zeitweise wieder geöffnet worden. Der Blautopf soll laut Wirtin und Stadt auch dieses Wochenende wieder teilweise zugänglich sein – von Freitag bis Sonntag. So kurzfristige Öffnungen seien zwar gut, aber nur bedingt hilfreich, weil die Gäste langfristiger planen würden, so Schneider-Yigit. Daher die Forderung vieler Wirte auf Plakaten und Schildern: „Der Blautopf muss während der Bauzeit jederzeit besichtigt werden können.“
Zur Diskussion steht etwa eine Aussichtsplattform. „Es werden unterschiedliche Varianten der Baustellenbeobachtung diskutiert. Die Aussichtsplattform ist eine davon“, erklärte die Stadtplanerin. Für die Gastronomen in Blaubeuren ist das nur ein Teil der Lösung. Die Plattform sei ein bürokratischer Akt, der vom Gemeinderat genehmigt werden müsse und einer Baugenehmigung bedürfe.
Schlechte Kommunikation?
Wirtin Schneider-Yigit hätte sich eine bessere Kommunikation vor Beginn der Bauarbeiten gewünscht. Man sei in die Planung nicht eingebunden gewesen, ein Baubeginn mitten in der Saison sei denkbar ungünstig. Die meisten Besucher würden zwischen April und Ende Oktober kommen. Kollegen würden schon jetzt wegen fehlender Touristen von 60 bis 70 Prozent Einbußen berichten. „Der Blautopf muss einfach begehbar sein, soweit es möglich ist“, betonte sie. Die Stadt habe sich offen für Gespräche gezeigt. Am Dienstag wolle man sich im Gemeinderat weiter dazu austauschen.
Woher kommt die blaue Farbe?
Seine charakteristische Farbe hat der Blautopf laut Stadt durch das einfallende Licht. „Alle Farben bis auf Blau werden beim Eintauchen in das tiefe Wasser verschluckt, alleine Blau wird reflektiert und damit für uns sichtbar.“ Das Licht werde zudem in den kleinen Kalkpartikeln im Wasser millionenfach gebrochen, so erscheine es leuchtend blau.
Das Wasser stamme von Regenfällen auf der Schwäbischen Alb. Es sammle sich in einem riesigen Höhlensystem. Je nach Wetterlage schütte die Quelle bis zu 2.300 Liter pro Sekunde aus. Die Wassertemperatur liege ganzjährig um die neun Grad. Baden darf man in der 22 Meter tiefen Quelle aber aus Naturschutzgründen nicht.