Nach der letzten Platte lag der Fokus bei Rapper Curse eher auf Coaching und Meditation – statt Musik. Nach sechs Jahren meldet er sich zurück. Udo Jürgens und Moses Pelham sind mit von der Partie.
„Jetzt hörst du sie wieder – die Stimme“ – mit diesen Worten startet Curse sein neues Album. Ein Gedanke, der vielen Fans des Sprachkünstlers aus der Seele sprechen dürfte, denn der 45-Jährige hat sich mit seiner neuen Platte über sechs Jahre Zeit gelassen. Nun meldet sich der „Philosoph unter den deutschen Rappern“, wie er von seinen Fans genannt wird, mit genau diesen Worten auf dem Album „Unzerstörbarer Sommer“ zurück, das heute erscheint.
17 Songs, einige spannende Experimente und das gewohnt kreative Spiel mit Sprache, vereint Michael Sebastian Kurth alias Curse auf seinem achten Studioalbum. Das Werk beinhaltet Rückblenden in seine Vergangenheit, klingt nach Lebensfreude, Nostalgie, aber schlägt auch gesellschaftskritische Töne an.
Reise in frühere Phasen seines Lebens
Der 45-Jährige nimmt die Hörer mit in seine Jugend und beschreibt mit „1994“ das Lebensgefühl, das er damals hatte. Der Song über Freundschaft, Teenagerliebe und Partys kommt leicht und verspielt daher und steht somit in einem angenehmen Kontrast zu deutlich düsteren Episoden auf dem Album.
In „Teil 1 Overdrive“ beschreibt der Rapper etwa, wie er zu schnell erwachsen werden musste und welches ungesunde Tempo ihn zu Beginn seiner 20-iger antrieb. Darauf folgt die entspannte Nummer „Teil 2 Slow Down“, in der Curse sein früheres Ich beruhigt.
In seinem Leben gab es auch Zeiten, in denen er sehr getrieben war, wie der Musiker und zertifizierte Systemische Coach und Yogalehrer der Deutschen Presse-Agentur sagt. „Das ist etwas, was sich in den letzten Jahren immer mehr bei mir beruhigt hat.“ Die Erinnerung an solche Zeiten sei allerdings noch da. „Und ich verfalle natürlich auch manchmal in alte Muster, da kann man so viel coachen und meditieren, wie man will, so ist das einfach.“
Ältester Song auf dem neuen Album ist laut Curse „Avocado Toast“. In seiner Ursprungsversion sei dieser schon kurz nach der Veröffentlichung seines letzten Albums entstanden. Die ruhigere Nummer mit Klavierklängen und sanften Beats beschreibt, wie er früher nach Erfolg, materiellen Dingen und dem Gefühl etwas Besonderes zu sein, strebte und ihm heute kleinere Dinge reichen, wie zum Beispiel seinem Sohn ein Brot zu schmieren. „Dieses Gefühl, was dieser Song vermittelt, das ist mir schon sehr nah. Das Bild, das ist schon sehr nah an dem, wie ich mich fühle im Leben zurzeit“, sagt der 45-Jährige.
Auf seinem neuen Album bleibt sich der Rapper, Autor und Coach musikalisch treu: Mit dem gewohnten Flow lässt er die Hörer in sein Inneres blicken. Neben Schmerz und Zweifeln wird er auch immer wieder politisch: Armut, Alltagsrassismus, Gaza-Krieg – das sind nur einige Themen, die etwa in „Anunnaki Flow“ und „Überdosis Tee“ angeschnitten werden.
Die ganze Zeit auch Musik gemacht
2018 landete das letzte Album des Rappers auf Platz zwei der deutschen Charts. Fans mussten sich bis zum neuen Album lange gedulden. „Mir kommt es gar nicht vor, wie sechseinhalb Jahre. Mir kommt es vor, wie so – weiß ich nicht – zwei Jahre oder so“, sagt Curse.
Neben der Musik nahmen Meditation und Coaching einen immer größeren Raum in seinem Leben ein. So veröffentlichte er zwei Bücher und hat einen Podcast „Meditation, Coaching & Life“. „Ich war sehr beschäftigt. Ich habe viele coole Sachen gemacht, die mir wahnsinnig Spaß gemacht haben und die ganze Zeit währenddessen habe ich aber auch Musik gemacht“, so der 45-Jährige.
„Ich wollte mir natürlich auch die Zeiten nehmen und den Raum nehmen, um das alles richtig fertig zu machen und um viel Zeit im Studio zu verbringen und eben um auch Videos zu drehen und eine Tour zu machen und so weiter und es hat ein bisschen gedauert.“
Moses Pelham und Udo-Jürgens-Sample
Im Studio stand der Deutschrapper nicht alleine: Für „Sonne“, einem Song über das Gute in schlechten Zeiten, arbeitete er erneut mit dem Reggae-Sänger Patrice zusammen. Eine Überraschung ist dabei aber die Stimme von Udo Jürgens – aus dessen 1967 erschienenen Song „Immer wieder geht die Sonne auf“ sampelt Curse einen Part. Mit dem Schweizer Sänger Jan Seven Dettwyler und Italo Reno & Germany sind weitere alte Bekannte unter den Features.
Fans dürften bei „Firmament“ mit Deutschrap-Urgestein Moses Pelham aufhorchen: In der eingängigen Nummer über das Leben im Moment und das Weitermachen rappt Curse: „Sechseinhalb Jahre kein Album, dann kein Album, sondern zwei Alben – drei Alben“. Darauf angesprochen gibt er sich geheimnisvoll: „Dieses Jahr werden auf jeden Fall noch musikalische Dinge geschehen, über die sich, glaube ich, sehr viele Leute freuen werden.“ Schon in wenigen Monaten will er auflösen, worum es sich dabei handelt. Ja, man hört sie wieder – die Stimme.