Im Norden Deutschlands wird viel Windenergie erzeugt. Zugleich gibt es dort energieintensive Industrie. Wie das auch künftig zusammengeht, davon macht sich der Bundespräsident vor Ort ein Bild.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mahnt, dass auf dem Weg zur Klimaneutralität die industrielle Stärke Deutschlands bewahrt werden müsse. Dazu müsse die Energie, die gerade auch in den Bereichen der Grundstoffindustrie gebraucht werde, verfügbar gehalten werden, sagte er bei einem Werksbesuch bei Dow Chemical im niedersächsischen Stade. Es müsse gelingen, „unsere industrielle Kraft zu bewahren, sie nicht zu verlieren.“ Die Transformation könne nur gelingen, wenn beides berücksichtigt werde.
Steinmeier hatte sich vor dem Besuch des Stader Chemiewerks gemeinsam mit Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) in Cuxhaven bei Siemens Gamesa über die Fertigung von Maschinenhäusern für Windparks auf dem Meer informiert. Die Reise ist Teil seiner Veranstaltungsreihe „Werkstatt des Wandels“, die strukturelle Veränderungen der Gesellschaft und deren Auswirkungen beleuchten soll.
„Unternehmen wie Siemens und Dow – Leuchttürme mit internationaler Strahlkraft – machen deutlich, dass der Weg anspruchsvoll, aber gangbar ist“, sagte der Bundespräsident. In Cuxhaven habe er neue Windenergieanlagen und Turbinen sehen können, „die weltweit vermarktet werden und die einen hohen Beitrag zur Erzeugung von regenerativer Energie leisten werden“.
Energieintensiver Chemiepark in Stade soll bis 2050 klimaneutral sein
Der von Dow Chemical betriebene Industriepark in Stade ist einer der größten Stromverbraucher Deutschlands. Bis 2050 soll er netto klimaneutral sein. Neben erneuerbaren Energien setzt das Unternehmen dabei auf ein flexibles Kraftwerk, ein landbasiertes LNG-Terminal sowie den Anschluss an das geplante Wasserstoff-Kernnetz.
Dow-Deutschland-Präsidentin Julia Schlenz betonte die zentrale Rolle der chemischen Industrie für die Zukunftsfähigkeit des Industriestandortes Deutschland. „Die Grundstoffchemie ist das Rückgrat der Industrie und unverzichtbar für die wirtschaftliche Stabilität und Innovationskraft unseres Landes.“ Als drittgrößter Industriesektor liefert die Branche unverzichtbare Materialien und Vorprodukte, die fundamentale Aspekte der Energiewende und der grünen Transformation erst ermöglichten.
Hocheffiziente Windenergieanlagen aus Cuxhaven
Die bei Siemens Gamesa produzierten Maschinenhäuser sind für Windenergieanlagen, von denen eine rechnerisch rund 19.000 Haushalte mit sauberer Energie beliefern kann, wie das Unternehmen erklärte. Eine einzige Umdrehung des Rotors reicht demnach aus, um einen Haushalt drei Tage lang mit grünem Strom zu versorgen. Das Werk ist dem Hersteller zufolge die einzige Produktionsstätte für Offshore-Maschinenhäuser in Deutschland. Die Rotorblätter dafür werden in Großbritannien und Dänemark produziert. Die Maschinenhäuser, die Steinmeier gezeigt wurden, sollen in die USA geliefert werden.
„Ich bin sehr froh, dass wir beide Unternehmen – ein energieerzeugendes Unternehmen und ein großes energieverbrauchendes Unternehmen – auf diese Weise zusammengebracht haben“, sagte Steinmeier. Die Transformation der Industrie müsse weitergehen. „Auch wenn in den letzten Wochen und Monaten andere Themen im Vordergrund der politischen Diskussionen standen: Der Kampf gegen den Klimawandel hat sich nicht erledigt.“