Sportschützin Natascha Hiltrop ist bei den Paralympics einmal mehr nicht zu stoppen. Beim Weitsprung gelingt eine Medaille mit dem letzten Sprung, auch im Radsport gibt es wieder Edelmetall.
Von Nervenschwäche keine Spur. Sportschützin Natascha Hiltrop hat bei den Paralympics ihre zweite Goldmedaille gewonnen und dabei einen Rekord aufgestellt. 250,2 Ringe waren bei paralympischen Spielen zuvor noch niemandem gelungen. „Ich bin glücklich, sehr zufrieden und auch ziemlich müde“, sagte die 32-Jährige, die eine inkomplette Querschnittlähmung hat. „Es ist eine Bestätigung und einfach ein schönes Gefühl.“
Schon in Tokio war sie nicht zu schlagen gewesen, allerdings mit dem Luftgewehr. Im Schießzentrum von Chateauroux überzeugte sie mit dem Kleinkaliber – sowohl im Liegendanschlag als auch im Dreistellungswettkampf. Nur einmal musste sie auf dem Weg zu ihrer dritten Paralympics-Goldmedaille kurz zittern. „Ein Schuss ist mir im Finale deutlich nach links weggegangen“, sagte sie. „Also haben wir kurz eine Pause eingelegt, etwas nachjustiert und die Waffe neu ausgerichtet. Danach ging es weiter.“ Sie erkannte, dass sie vor dem letzten Schuss auf Kurs lag und behielt die Nerven.
In der Kleidung vom Teamkollegen zur Siegerehrung
Nicht verunsichern ließ sich im Stade de France auch Weitspringerin Nele Moos, die dank eines starken letzten Sprungs mit Silber überraschte. Die 22-Jährige aus Duisburg, die eine Lähmung der rechten Körperseite hat, landete bei 5,13 Meter und verbesserte so ihre persönliche Bestleistung.
„Das ist einfach crazy“, sagte Moos über ihren ersten Sprung über die Fünf-Meter-Marke. „Ich hatte mir überhaupt keine Medaillenchancen ausgemalt. Deswegen trage ich auch nicht meine Zeremonie-Klamotten, sondern die von Markus. Meine Klamotten habe ich einfach mal gekonnt zu Hause gelassen.“ Disziplin-Kollege Markus Rehm hatte tags zuvor Gold geholt, erhielt seine Medaille aber erst am Donnerstag.
Zeyen-Giles mit zweitem Bronze
Annika Zeyen-Giles sicherte sich im strömenden Regen auf dem Handbike zum zweiten Mal Bronze. Im Straßenrennen kam die querschnittgelähmte Radsportlerin hauchdünn hinter der zweitplatzierten Niederländerin Jennette Jansen ins Ziel. In Clichy-sous-Bois, einem Pariser Vorort, benötigte die 39-Jährige für den 28,3 Kilometer langen Kurs 56:16,00 Minuten. Einen Tag zuvor war Zeyen-Giles bereits Dritte im Einzelzeitfahren geworden.
„Es war ein Rennen unter sehr, sehr schweren Bedingungen. Es war hart auf der Strecke, aber das Team hat alles getan. Ich hatte auch Folie um meine Beine, damit diese nicht auskühlen“, sagte sie. „Ich bin wirklich froh, dass ich heil im Ziel angekommen bin und dann auch noch mit einer Medaille rausgehen kann.“
Diese Chance haben auch die Sitzvolleyballer noch. Allerdings zogen sie im Halbfinale gegen Bosnien und Herzegowina mit 0:3 klar den Kürzeren. Jedoch war Deutschland nur im zweiten Durchgang wirklich chancenlos (6:25).