Berlin ist voller Touristen, Wohnungen sind auch wegen der Zuzügler aus aller Welt schon lange Mangelware. Muss man für die Stadt noch werben? Ja, meint der Regierungschef – aber nicht im Ausland.
Etwas ironisch, etwas witzig, etwas stolz soll sie klingen: Mit einer neuen Imagekampagne will Berlin für mehr Zusammenhalt in der Stadt und mehr Ansehen in anderen deutschen Städten werben. Die umfangreiche Kampagne aus Plakaten, Internetauftritten und Videos startet am heutigen Donnerstag, wie der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ankündigte.
In flapsigen Sprüchen geht es etwa um die Probleme in der Stadt, die mit ihrem Nachtleben trotzdem zahlreiche junge Leute anlockt: „Wenn wir nix auf die Reihe kriegen, warum stehen dann alle Schlange?“ Oder mit Blick auf den Marathon im September: „In Berlin läuft nicht immer alles rund, aber die Besten der Welt“. Auch Mode spielt eine Rolle: „Was heute in Paris und Mailand läuft, lief gestern schon über die Warschauer“, ebenso wie die Wissenschaft: „Vier der besten Unis in Deutschland, fünf, wenn man die Straße mitzählt.“
Wären die Winter nur nicht so lang
15 bis 20 Slogans sollen es sein, 1.500 Plakatflächen seien geplant, hieß es von der zuständigen Werbeagentur Dojo aus Kreuzberg. Auch Sprüche auf Englisch und in weiteren Sprachen sind im Konzept vorgesehen. In Türkisch heißt es auf einem Plakat: „Eigentlich wäre es eine wunderschöne Stadt… wären die Winter nicht so lang.“ In Internetkanälen wie Instagram werden außerdem Menschen, Vereine und Initiativen, die sich in der Stadt engagieren, in kurzen Videos vorgestellt.
Auch in anderen deutschen Städten versucht der Senat, das teilweise schlechte Ansehen Berlins aufzupolieren. In Stuttgart wird plakatiert: „Echte Schwaben ziehen um“, in Köln mit Bezug zum Symbol des Fußballvereins FC Köln: „Wir haben alles, nur keinen Bock“. Und in München wirbt Berlin für sich mit dem Satz: „Hier ziehen die Bayern die Lederhosen aus“. In zehn weiteren Städten sollen später Plakate folgen.
Kampagne muss auch nach Berlin klingen
1,5 Millionen Euro kostet die Kampagne. 800.000 Euro kommen vom Land Berlin, 700.000 von Partner für Berlin, dem Zusammenschluss der Wirtschaft. Dominic Czaja von der Agentur Dojo sagt, der Senat habe sich in seinem Auftrag etwas mit Ecken und Kanten gewünscht. „Die Kampagne muss auch nach Berlin klingen.“ Sie müsse und werde dabei sicher nicht jedem gefallen.
Der Regierende Bürgermeister Wegner betont, im Ausland sei Werbung für Berlin eigentlich nicht nötig. „Berlin hat eine Strahlkraft wie kaum eine andere Stadt international.“ Im Inland und in Berlin selber könne man dagegen aber etwas tun, „um deutlich zu machen, wie wichtig der Zusammenhalt ist in Berlin“.
Es gebe in Deutschland schon auch eine kritische Stimmung der Hauptstadt gegenüber. „Daher geht es darum, den Stolz auf Berlin weiter zu untermauern, den Zusammenhalt der Menschen in Berlin zu festigen und bundesweit das Image Berlins zu stärken.“
Berlin ist nur Berlin in Berlin
Schon vor dem Start der eigentlichen Kampagne sorgte die Werbeagentur mit einem Video über die Auswanderung zweier junger Berliner nach Berlinchen in Brandenburg für Beifall im Internet. Die beiden Hipster sind Berlin überdrüssig, wollen aufs Land ziehen und dort die Brandenburger mit einigen Errungenschaften der Hauptstadt beglücken – wenn es sein muss, auch gegen deren Willen.
Aber so einfach funktionieren der berühmte Technoclub Berghain, das Tempelhofer Feld und Mustafas Gemüse Kebab eben nicht auf dem Land im Nordwesten Berlins. Hafermilch gibt es auch nicht und der kleine Flugplatz des örtlichen Vereins lässt sich nicht einfach sperren. In einem Gastauftritt sagt Kai Wegner: „Irgendwann werden sie zurückkommen“. Der abschließende Slogan ist: „Berlin ist nur Berlin in Berlin“.