Die Dresdner Zivilgesellschaft bittet einmal jährlich zum Gastmahl. Die achte Ausgabe der Veranstaltung für Vielfalt und Toleranz scheint wichtiger denn je – angesichts der Stimmung im Land.
An einer über einen halben Kilometer langen Biertisch-Tafel über die Augustusbrücke sollen am 9. September wieder Dresdner, Zugezogene und Gäste bei Speis und Trank ins Gespräch kommen. Die achte Ausgabe des Gastmahls „Dresden is(s)t bunt“ verbindet zum dritten Mal die beiden Elbufer der Stadt. Das Interesse ist erneut gewachsen, die Veranstaltung mit 280 Tischen ausgebucht, sagte Eva Sturm, Vorständin der federführenden Cellex Stiftung. Mehr Platz sei nicht auf der Augustusbrücke und auf dem Schloßplatz.
Das Gastmahl ist in der aktuellen gesellschaftlichen Situation „überaus wichtig“, sagte Mitinitiator und Stiftungsratschef Gerhard Ehninger. Es „war und ist ein Zeichen, dass die Zusammenarbeit, das Zusammenleben und auch das Feiern zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft in dieser Stadt funktioniert“ und mache den multikulturellen Arbeitsalltag zehntausender Beschäftigter in Pflege, Forschung oder Halbleiterindustrie „sicht- und erlebbar“.
Mitinitiator: Sachsen braucht Atmosphäre für Zuzug
Mit der politischen Debatte über die Begrenzung der Migration „ohne Rücksicht auf Verluste“ müsse Schluss sein, forderte der Mediziner und Leukämie-Forscher. „Sachsen braucht Zuzug“ und eine Atmosphäre, die das ermögliche, unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, Religion oder sexueller Orientierung.
Die Mitstreiter riefen dazu auf, am kommenden Montag Lieblingsspeisen mitzubringen, Fremdes zu probieren, Geschichten und Gedanken auszutauschen. 111 Kulturpartner und 96 Sponsoren aus Wirtschaft, Forschung und Verwaltung wollen dafür sorgen, dass über dem Fluss getafelt, getanzt und gespielt werden kann.
Uniformierte Bedienstete der Besonderen Einsatzgruppe und des Stadtordnungsdienstes sind verstärkt präsent, wie das Rathaus auf Anfrage mitteilte. Auch die Polizei sichert das Gastmahl mit zusätzlichen Beamten ab – und hat Interventionskräfte in Bereitschaft.
Das Gastmahl „Dresden is(s)t bunt“ hatte 2015 Premiere, um dem damals verbal lauten Protest von Pegida das eher still gelebte Miteinander entgegenzustellen. Es soll zeigen, dass die Stadt lebenswert ist und bleibt für die, die privat und beruflich aus anderen Teilen der Welt in die Stadt kommen und die, die flüchten mussten.