Die Zahl der Todesopfer rechter Gewalt in NRW ist höher als bislang angegeben. Zu diesem Schluss kommen Forscher, die sich alte Fälle noch einmal angeschaut haben.
Die Zahl der Todesopfer rechter Gewalt in Nordrhein-Westfalen ist höher als bislang angegeben. Forscher hatten sich 30 alte Fälle noch einmal angeschaut. Sieben davon müssten rückwirkend als rechtsextrem motivierte Gewalttaten eingestuft werden, so das Ergebnis der Studie, die am Dienstag von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vorgestellt wurde. Ziel war es, die Gesamtzahl der offiziellen Todesopfer rechter Gewalt zwischen 1984 und 2020 zu überprüfen. Zu den genauen Zahlen wollte sich das Innenministerium auf einer Pressekonferenz am Nachmittag näher äußern.
Während offiziell seit der Wiedervereinigung 113 Menschen durch Rechtsextremisten in Deutschland starben, kommen etwa „Tagesspiegel“ und „Zeit online“ auf 190 Todesopfer.
Dreifachmord von Overath
Einen spektakulären Fall aus dem Jahr 2003 hatte das Landeskriminalamt bereits neu als rechts motiviertes Tötungsverbrechen eingestuft. Der Neonazi Thomas A. hatte im Oktober 2003 in Overath bei Köln einen Rechtsanwalt, dessen Ehefrau und Tochter erschossen. Der Anwalt hatte bewirkt, dass der verschuldete Neonazi ein Gehöft verlor, auf dem er Treffen von Rechtsextremisten veranstaltet hatte.
Das Landgericht Köln hatte ihn 2004 zur Höchststrafe verurteilt und im Urteil vermerkt, dass die nationalsozialistischen Vorstellungen des Mörders bei der Tat eine Rolle gespielt haben. Auch der Dreifachmord des Neonazis Michael B. im Jahr 2000 in Dortmund und Waltrop wurde überprüft. B. hatte damals drei Polizisten erschossen. Die Forscher kamen zum Schluss, den Dreifachmord weiterhin nicht als rechtsextrem motiviert einzustufen.