Erneut haben Punks aus ganz Deutschland über den Sommer ein Protestcamp auf Sylt veranstaltet. Nun ist es offiziell beendet – und es mehren sich Stimmen, die ein Camp 2025 verhindern wollen.
Das Punk-Protestcamp auf Sylt ist offiziell zu Ende gegangen. Unter dem Motto „Protestcamp für ein solidarisches Miteinander – Klimagerecht und inklusiv in eine gemeinsame Zukunft ohne Gentrifizierung“ übten seit dem 22. Juli Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland nach Angaben der Gruppe „Aktion Sylt“ Kritik am Kapitalismus.
Die Bewohner des Camps hatten eine Art Mini-Festival etabliert – mit Konzerten, Workshops, Lesungen und politischen Aktionen. Doch auch wenn das Camp offiziell beendet ist, heißt das nicht, dass alle Punks direkt das Gelände und die Insel verlassen: Bis zum 6. September haben die Organisatoren noch Zeit, die Festwiese im Gewerbegebiet nahe dem Flughafen in Tinnum zu räumen und sauber zu hinterlassen.
Sollte das Gelände an dem Tag nicht pünktlich geräumt sein, „werden wir den Veranstalter auffordern, umgehend dafür zu sorgen, dass das geschieht“, teilte der Kreis Nordfriesland mit. Nach den Erfahrungen des vergangenen Jahres sei davon auszugehen, dass es keine größeren Probleme geben werde.
Protestcamps begannen im Sommer 2022
Am Freitag umfasste das Protestcamp nach Polizeiangaben noch rund 80 Teilnehmer. „Die Teilnehmerzahl ist seit geraumer Zeit rückläufig. Den Höchststand hatte das Protestcamp Mitte August erreicht“, sagte ein Polizeisprecher. Die Zahl der Einsätze liegt im unteren dreistelligen Bereich. Ruhestörungen und aggressives Betteln sind den Angaben nach die überwiegenden Einsatzanlässe. Hinzu kommen demnach in geringerer Ausprägung Körperverletzungsdelikte und Sachbeschädigungen durch Graffiti.
Es ist bereits das dritte Punk-Camp auf der Urlaubsinsel. Mit dem Neun-Euro-Ticket hatte auf der Nordseeinsel im Sommer 2022 alles begonnen. Damals campierten rund 100 Punks zum Unmut vieler Sylter und Urlauber in Zelten vor dem Rathaus in Westerland. Die dritte Auflage, außerhalb des touristischen Zentrums der Insel, war deutlich professioneller: Es gibt Toiletten, ein Küchenzelt und eine Bühne.
Die Auflagen, wie bereitgestellte Chemietoiletten, Müllcontainer sowie Ordner mit weißen Armbinden oder Warnwesten, wurden nach Angaben des Kreises Nordfriesland zufolge von den Verantwortlichen eingehalten.
Petition gegen weitere Punk-Protestcamps gestartet
Bei einigen Syltern sorgen das Camp 3.0 und seine Bewohner dennoch für wachsenden Unmut. Mitte August hat eine Sylterin daher eine Online-Petition gestartet, die sich an Nordfrieslands Landrat Florian Lorenzen richtet. Sie fordern „ein sofortiges Verbot weiterer Punk Camps auf Sylt, insbesondere in den Natur- und Landschaftsschutzgebieten“. 1.365 Menschen haben die Petition mittlerweile (Stand 1.9., 13.30 Uhr) unterzeichnet, 803 von Ihnen wohnen auf der Insel. Noch etwa fünf Monate kann die Petition unterschrieben werden. Das erforderliche Quorum für eine Befassung ist schon erreicht.
Der Kreis teilte mit, der Staat könne Versammlungen, die unter dem Schutz von Artikel 8 des Grundgesetzes stehen, nur unter engen Voraussetzungen unterbinden. Etwa, wenn gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung verstoßen werde oder Ausschreitungen wie Gewalt oder das Begehen von Straftaten wahrscheinlich seien, sodass die öffentliche Sicherheit unmittelbar gefährdet sei.
Nach den Erfahrungen mit den bisher drei Protestcamps von Punkern auf Sylt sei dies jedoch nicht zu erwarten, teilte ein Sprecher mit. „Bei den bisherigen Protestcamps war der Versammlungscharakter gegeben.“ Eine pauschale Einschätzung, ob zukünftig angezeigte Protestcamps unter dem Schutz des Versammlungsrechts durchgeführt werden können oder verboten werden, ist nicht möglich.