Das verschmitzte Lächeln ist ein wenig in die Jahre gekommen, aber Richard Gere steht auch mit 75 Jahren noch mitten im Leben. Aus einer Sache macht er jedoch stets ein Geheimnis.
Wer wie Richard Gere stets im Rampenlicht steht, der sieht auch immer wieder das eigene Leben an sich vorbeiziehen, bemerkte der Hollywoodstar kürzlich. „Wenn man sich selbst im Film sieht, verfolgt man sein ganzes Leben“, sagte der Mann mit dem markanten silbergrauen Haar bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes. „Wenn ich auf einem Filmfestival einen Preis erhalte und sie einen Zusammenschnitt meiner Filme zeigen, ist es eine wirklich bizarre Erfahrung, sein Leben in zwei Minuten vor sich zu sehen. Ich sehe also die Figuren, aber ich sehe auch mich selbst. Ich war die Person, die so getan hat, als wäre sie diese Figur. Es ist eine sehr merkwürdige Sache, Schauspieler zu sein.“ Gere kann mittlerweile auf viele Jahrzehnte seiner Karriere zurückblicken – heute wird er 75 Jahre alt.
Bei „Pretty Woman“ lockte die Gage – nicht die Story
Der Schauspieler hat zwar nicht mehr das verführerische Lächeln, das ihn berühmt machte. Doch mittlerweile denken seine Fans sowieso an mehr als nur Verführung und die funkelnden Augen des ehemaligen „Sexiest Man Alive“. Denn der Mann, der an der Seite von „Pretty Woman“ Julia Roberts brillierte und für seine Rolle in „Chicago“ einen Golden Globe gewann, hat sich mittlerweile auch einen Namen als großer Humanist gemacht – und ist obendrein ein Freund des Dalai Lama.
Über Geres Kindheit ist schon unzählige Male geschrieben worden: Richard Tiffany Gere wurde 1949 in Philadelphia geboren. Er wuchs als Sohn eines Versicherungsvertreters und einer Hausfrau auf einer Farm auf. Der musikalische Junge galt als „der Introvertierte“ unter den fünf Geschwistern. Richard studierte Philosophie, aber dann lockte das Theater.
In der Londoner Inszenierung des Musicals „Grease“ kam er erstmals groß raus. Eine Rolle als Homosexueller in einem deutschen Konzentrationslager in Martin Shermans Drama „Bent“ brachte ihm den Vergleich mit dem jungen Marlon Brando ein.
Den Durchbruch zum Hollywoodstar schaffte Gere schließlich 1980 mit „Ein Mann für gewisse Stunden“. Der Film „Ein Offizier und Gentleman“ gab seiner Karriere weiteren Antrieb. Nach etlichen Flops gewann er 1990 als bestechlicher Cop in „Internal Affairs“ die Publikumsgunst zurück. Für „Pretty Woman“ mit Julia Roberts entschied sich Gere anfangs nur des Geldes wegen, wie er in einem Interview zugab. Erst beim Drehen habe er Gefallen an der Geschichte gefunden.
Gere und die Frauen
Gere stand mit vielen großen Hollywood-Damen vor der Kamera. So wie mit Kim Basinger in „Eiskalte Leidenschaften“ (1992) oder mit Jodie Foster in dem Südstaaten-Epos „Sommersby“ (1993). „Zwielicht“ („Primal Fear“) zeigte ihn als Staranwalt, der die Verteidigung eines jungen Psychopathen zum Medienspektakel macht.
Als geschickter Strafverteidiger in dem Musical „Chicago“ gewann er 2003 den Golden Globe für die beste männliche Darstellung. Einige Kritiker halten aber „Arbitrage“ (2012) für die Bestleistung seiner langen und erfolgreichen Karriere – ein Thriller um Geld und Gier.
Gere war über 40, als er schließlich Cindy Crawford heiratete, Schauspielkollegin und Model. Nach der Scheidung vier Jahre später zog er mit dem ehemaligen Bond-Girl Carey Lowell zusammen. Das Paar, das einen gemeinsamen Sohn hat, ließ sich ebenfalls scheiden. Heute ist Gere mit der Spanierin Alejandra Silva zusammen und hat mit ihr zwei Söhne. Doch wenn es um sein Privatleben ging, war er immer eher zurückhaltend. Um die Namen seiner Kinder machte er stets ein Geheimnis.
Tiefe Freundschaft mit dem Dalai Lama
Im fortschreitenden Alter machte Gere mehr und mehr als Philanthrop auf sich aufmerksam. Ein Teil seiner Gagen fließt in die nach ihm benannte Stiftung, die humanitäre Projekte in aller Welt unterstützt. Eine weitere Erfüllung fand der Superstar im Glauben. Gere wandte sich schon vor vielen Jahren dem Buddhismus zu. Daher auch die tiefe Freundschaft mit dem Dalai Lama, bei dessen Vorträgen er manchmal neben ihm auf der Bühne sitzt.
Auf der Bühne und sicherlich auch vor der Kamera dürften wir Gere noch länger sehen. Zumindest dann, wenn er wie sein Vater 101 Jahre alt werden sollte. Er habe ihn immer auch als ältere Version seiner selbst gesehen, sagte Gere in Cannes. „Ich sehe auch wie mein Vater aus. Und es war verrückt, als wir im Film den Prozess des Alterns durchliefen, wie sehr ich mich selbst in einigen Jahren sah, wie ich aussehen würde – sofern ich davon ausgehe, dass ich so alt wie mein Vater werde. Das ist eine sehr merkwürdige Sache.“