Opfer einer Straftat kann jeder werden. Ganz plötzlich und unerwartet. Der Weiße Ring hilft mit Beistand und Beratung, aber auch finanziell. Die Zahlen steigen.
Die Opferschutzorganisation Weißer Ring hat im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt in 389 Fällen Hilfe für Kriminalitätsopfer geleistet. 347 Mal gab es neben Telefonaten, Begleitung und Beratung auch materielle Hilfen, sagte die Landesvorsitzende Kerstin Godenrath. Die Nachfrage nach Unterstützung sei gewachsen. Im Jahr zuvor hatte die Organisation noch in rund 310 Fällen materielle Unterstützung geleistet. Das können Anwaltschecks sein genauso wie Geld und die Übernahme von Kosten.
Mehr als 125 200 Euro habe der Landesverband im vergangenen Jahr an die Opfer ausgegeben, so die Landesvorsitzende. Das ist weniger als im Jahr zuvor mit rund 134 300 Euro. Das Geld stamme aus Nachlässen, Spenden, Mitgliedsbeiträgen und zugewiesenen Strafgeldern. Das Spendenaufkommen sei zuletzt leicht rückläufig gewesen um 3,7 Prozent. Staatliche Zuwendungen erhalte die Organisation nicht.
Digitale Gewalt im Fokus
„Wir müssen sichtbar sein“, betonte die Landesvorsitzende. Veranstaltungen und Vorträge gehörten ebenso dazu wie Podcasts, Plakate und Kampagnen. In diesem Jahr thematisiere der Weiße Ring besonders die digitale Gewalt in den Sozialen Medien. Die Vernetzung mit Polizei, Staatsanwaltschaft, anderen Opferschutzorganisationen sei wichtig, damit die Kriminalitätsopfer zu den Hilfen finden.
Die meisten Menschen, denen der Weiße Ring geholfen hat, wurden Godenrath zufolge Opfer von Körperverletzung. Dazu gehöre auch häusliche Gewalt. Insgesamt waren das gut 47 Prozent der Hilfesuchenden. Häufig kamen aber auch Sexualdelikte vor sowie Nachstellung und Stalking. Die Hilfe des Weißen Rings ist für die Betroffenen kostenlos. Es ist auch keine Strafanzeige nötig, um Hilfe zu bekommen.
Ehrenamtliche Unterstützer gesucht
Der Weiße Ring wird von Ehrenamtlichen getragen – und die brauchen auch selbst Unterstützung. Aktuell hätten etwa die Hälfte der 14 Außenstellen derzeit keine ehrenamtliche Leitung. Es würden Menschen gesucht, die Verantwortung übernehmen und sich engagieren wollten. Aktuell habe die Organisation in Sachsen-Anhalt 78 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Godenrath. Am flächendeckenden Netz solle festgehalten werden, um erreichbar zu bleiben für Hilfesuchende und Engagierte.