Geschichte: Internationale Ausstellung zur NS-Militärjustiz

In Halle wurden bis 1945 zahlreiche Todesurteile des Reichskriegsgerichts vollstreckt. Hier startet nun eine Wanderausstellung, die die Schicksale der Opfer beleuchten will.

In der heutigen Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle sind in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs zahlreiche Todesurteile des Reichskriegsgerichts vollstreckt worden. Eine international angelegte Wanderausstellung widmet sich nun einzelnen Schicksalen von damals verurteilten Menschen, die Widerstand gegen das NS-System leisteten. Die Schau trägt den Titel „Das Reichskriegsgericht 1936 bis 1945. Nationalsozialistische Militärjustiz und Bekämpfung des Widerstands in Europa“. 

Die Ausstellung wurde seit 2019 von der Gedenkstätte gemeinsam mit Partnern in Belgien, Frankreich, Norwegen, Polen und Tschechien sowie Institutionen in Deutschland erarbeitet. Die Schau wird am Donnerstag im Stadtmuseum Halle eröffnet.

Prozesse gegen Mitglieder von Widerstandsgruppen

Das Reichskriegsgericht wurde 1936 gegründet. Es war nicht nur für Strafverfahren gegen Angehörige der deutschen Wehrmacht zuständig, wie die Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt erläutert. Das Gericht habe auch gegen mehrere Tausend Mitglieder von Widerstandsgruppen aus den von Deutschland überfallenen und besetzten Ländern Europas verhandelt. 

Das Gericht tagte bis 1943 vorwiegend in Berlin-Charlottenburg, anschließend bis 1945 im sächsischen Torgau, aber auch in weiteren Städten in Deutschland, Polen, Frankreich und Norwegen. Alles in allem habe es mehr als 1.200 Todesurteile verhängt sowie Einlieferungen in Zuchthäuser, Strafeinheiten der Wehrmacht und Konzentrationslager veranlasst. 

Lücke in Erinnerungskultur wird geschlossen

„Gleichwohl gibt es bis heute keine der Bedeutung des Reichskriegsgerichts angemessene öffentliche Wahrnehmung als enorm wichtiger Bestandteil des nationalsozialistischen Repressionssystems“, hieß es von der Gedenkstättenstiftung. „Die Ausstellung ist ein wichtiger Meilenstein, um diese Lücke in der Erinnerungskultur Deutschlands und der betroffenen Länder zu schließen.“ 

Im Mittelpunkt der Schau stehen die Lebenswege derer, die von der Rechtssprechung betroffen waren. Die Ausstellungsmacher trugen Objekte zusammen, die den Opfern gehörten, zudem führten sie Interviews mit Angehörigen. 

Die Ausstellung soll nach Halle unter anderem in Warschau, Berlin und Paris zu sehen sein.