Tierseuche: Blauzungenkrankheit breitet sich in Sachsen-Anhalt aus

Schnell breitet sich derzeit ein Erreger in Tierhaltungen aus: das Blauzungenvirus. Der Kampf gegen eine weitere Ausbreitung ist ein Wettlauf gegen die Zeit.

Die für Tiere gefährliche Blauzungenkrankheit breitet sich in Sachsen-Anhalt aus. Inzwischen gebe es Ausbrüche in 33 Betrieben beziehungsweise Tierhaltungen im Land, wie das Friedrich-Loeffler-Institut auf dpa-Nachfrage mitteilte. Anfang August war die Variante BTV-3 etwa in einer Rinderhaltung bei Wernigerode festgestellt worden sowie in zwei Schafbeständen und auch bei Rindern im Altmarkkreis Salzwedel. Auch im Landkreis Mansfeld-Südharz ist die Blauzungenkrankheit nachgewiesen. Das Virus ist für Menschen nicht gefährlich.

Der erste Ausbruch der Blauzungenkrankheit mit dem Serotyp 3 (BTV-3) in Deutschland war nach Angaben des Friedrich-Loeffler-Instituts im Oktober 2023 festgestellt worden. Seit Juli 2024 nehmen die Nachweise den Experten zufolge deutlich zu. In Nordrhein-Westfalen sprechen die Behörden von einer explosionsartigen Ausbreitung. 

Auch in Niedersachsen stieg die Zahl der Fälle zuletzt rasch. Laut Friedrich-Loeffler-Institut sind dort bislang 1.423 Tierhaltungen betroffen. In den anderen Nachbarländern Sachsen-Anhalts sind es deutlich weniger: vier in Brandenburg, elf in Thüringen und eine Tierhaltung in Sachsen. Bundesweit wurde die Blauzungenkrankheit in mehr als 4.800 Tierhaltungen beziehungsweise Betrieben nachgewiesen.

Fachleute empfehlen Impfungen 

Die Blauzungenkrankheit betrifft vor allem Schafe und Rinder. Aber auch andere Wiederkäufer können an ihr erkranken. Das Virus wird nicht direkt von Tier zu Tier übertragen, sondern über kleine, blutsaugende Mücken. Experten empfehlen Landwirten deshalb, Schafe und Rinder mit Insektenschutzmitteln vor Stichen zu schützen. In betroffenen Regionen und angrenzenden Gebieten raten die Fachleute, die Tiere gegen das Virus zu impfen. 

Laut Landesverwaltungsamt ist seit Mitte Juni in Sachsen-Anhalt die Impfung gegen die Blauzungenkrankheit möglich. Das Land unterstütze zusammen mit der Tierseuchenkasse die Impfung von Rindern und Schafen. Erstattet würden die Kosten für die Impfung, höchstens jedoch 4,00 Euro je Rind und Jahr sowie 8,35 Euro je Schaf und Jahr. „Für den Aufbau eines wirksamen Impfschutzes ist bei Rindern die Verabreichung von zwei Impfdosen im Abstand von rund drei Wochen erforderlich“, hieß es. Für Schafe reiche nach bisherigen Erkenntnissen eine Impfung. Ein wirksamer Impfschutz liege nach drei Wochen vor. Im Land würden rund 275.000 Rinder und 89.000 Schafe gehalten, so das Landesverwaltungsamt. 

Krankheit wurde schon einmal eingedämmt

Die Blauzungenkrankheit heißt so, weil die Zungen von erkrankten Schafen manchmal blau gefärbt sind. Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich. Vor allem Schafe zeigen Symptome wie Lahmheit, Fieber und gestörtes Allgemeinbefinden. Die Infektion kann tödlich enden. Rinder zeigen in der Regel weniger starke Symptome. 

Die Blauzungenkrankheit, allerdings ein anderer Serotyp als aktuell, war im Jahr 2006 erstmals in Deutschland festgestellt und nach flächendeckenden Impfungen eingedämmt worden.