Linken-Bundesvorsitz: Van Aken sieht sich nicht als Totengräber der Linken

Er war Greenpeace-Aktivist und UN-Biowaffeninspekteur. Für die Linke saß Jan van Aken lange im Bundestag. Nun will er die Partei aus der Krise führen – wenn sie ihn den lässt.

Als möglicher künftiger Bundesvorsitzender der Linken will Jan van Aken seine Partei vor der drohenden Bedeutungslosigkeit bewahren. In der Rolle eines Totengräbers, der die Partei angesichts zuletzt schlechter Wahlergebnisse und Umfragewerte zu Grabe tragen müsse, sehe er sich nicht, sagte der 63-jährige frühere Hamburger Bundestagsabgeordnete auf entsprechende Frage der Deutschen Presse-Agentur. „Ich bewerte mich nicht als Totengräber der Partei. Wenn ich denken würde, die Partei ist tot und nicht wiederbelebbar, dann würde ich das nicht machen.“ 

Zuletzt hatte die Linke bei der Europawahl nur noch 2,7 Prozent der Stimmen geholt. Im Bund liegt sie Umfragen zufolge derzeit nur bei drei Prozent. Schon 2021 war sie mit 4,9 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert und nur aufgrund von Direktmandaten in den Bundestag eingezogen.

Sieht die Linke bei der Bundestagswahl bei sieben bis acht Prozent 

„Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir im nächsten Jahr wieder sehr gut dastehen werden“, sagte van Aken. Sieben bis acht Prozent seien bei der Bundestagswahl drin. „Es geht also nicht ums Reinkommen, sondern ums gut und sicher Reinkommen und wieder im Aufschwung zu sein. Alle Voraussetzungen dafür sind da.“

Die Abspaltung der Gruppe um Sahra Wagenknecht habe der Partei gutgetan. „Das, was der Linken in den letzten Jahren so geschadet hat, dieses Bild des Streits, das ist jetzt vorbei.“ Hauptaufgabe müsse nun sein, das durch den Streit verlorene Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Die aktuellen Bundesvorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan, die am vergangenen Wochenende angekündigt hatten, beim Parteitag im Oktober nicht wieder für den Bundesvorsitz zu kandidieren, hätten „den Laden“ gut durch die turbulenten Zeiten gesteuert. „Und deswegen ist das kein Scherbenhaufen. Die Basis lebt. Und auch die Landesverbände funktionieren“, sagte er.

Van Aken erwartet übersichtliches Bewerberfeld um Bundesvorsitz 

Zu seiner Kandidatur habe er sich unabhängig von der Publizistin Ines Schwerdtner entschieden, die ihren Hut am Dienstag ebenfalls in den Ring geworfen hatte. „Wir gucken jetzt mal, ob es noch andere Bewerberinnen gibt. Und wenn sich da gar nichts tut, dann sind wir natürlich bald auch ein Team“, sagte van Aken. Die Chance, dass sich noch weitere Kandidaten melden, sehe er bei 40 zu 60.