Jennifer Lopez und Ben Affleck lassen sich scheiden. Hätten „Bennifer“ Versuch zwei lieber lassen sollen? Ich konnte der Versuchung einer Wiederholungsliebe widerstehen – die beste Entscheidung meines Lebens.
Jennifer Lopez und Ben Affleck glaubten an ihre Liebe. So sehr, dass sie es gleich zweimal versuchten. 20 Jahre hatten sie sich für den zweiten Anlauf Zeit gelassen. Als sie sich dann endlich trauten, wurde ihr hollywoodeskes Happy End auf der ganzen Welt gefeiert. Jetzt ist auch die Wiederholungsliebe erloschen. Nach nur zwei gemeinsamen Jahren lässt sich das Traumpaar, das eben doch keines ist, wieder scheiden. Aus Bennifer wird wieder Ben und Jennifer. Hätten sie es besser wissen müssen? Vielleicht. Ich bin meinem persönlichen Bennifer-Liebes-Drama damals gerade noch entkommen. Das ist meine Geschichte, die als Mahnung verstanden werden darf.
Es begann mit einer Handleserin. Dort in ihrem Miniatur-Wohnwagen, in dem der eilig zur Seite gelegte Döner die Luft schwer machte und wo alles aus Samt, klimperndem Schmuck und Nostalgie zu bestehen schien, legte ich meine Hand in eine andere. Nur nicht lachen, dachte ich, entspann dich. Und dann erzählte sie mir von der Liebe. Von einer alten und einer neuen Liebe. Von einer die gehen muss und einer die bleiben wird.
Drei Tage später meldete sich mein Ex.
Er und ich. Das waren einmal große Gefühle in alle Richtungen. Wir liebten uns so sehr, bis es nur noch schmerzte. Also rannten wir. Er nach rechts, ich nach links. Er, der plötzlich noch einmal zum Teenie wurde, so viele Drogen ballerte, bis er außer Egoismus gar nichts mehr verstand. Ich, die sich in 90-Stunden-Arbeitswochen flüchtete. Wir trennten uns, weil noch zu viel Leben übrig war, als dass es das schon gewesen sein konnte. Wir waren arrogant und außerdem schon fast 30.
Besuchen wolle er mich, endlich ankommen, wo er schon immer hätte bleiben sollen, schrieb er.
In den Zwischenjahren gingen wir getrennte Wege und fanden trotzdem immer wieder zusammen. Wir blieben wir. Was wir hatten, holten wir in unregelmäßigen Abständen aus dem Schrank, entstaubten und polierten es, verlegten es später wieder sorgsam. Bis zur nächsten großen romantischen Geste, die immer auch Menetekel waren. Böse Vorahnungen, dass dieses ewige Eines-Tages-Versprechen nicht gutgehen kann. Trotzdem setzten wir ganze Beziehungen auf Wartebänke, um bei den Wiedersehen etwas Aufleben zu lassen, das doch nur als Spinnerei funktionierte – abseits von unseren echten Leben.JLo 15.45
Manchmal ist Liebe allein nicht genug
Du warst immer da, schrieb er.
Irgendwas war immer falsch gewesen. Einmal war es die falsche Stadt, dann der falsche Zeitpunkt, der falsche Mensch, die falsche Zukunft. Immer wieder entschieden wir uns gegeneinander und hingen trotzdem fest in der Endlosschleife aus gebrochenem und wieder zusammengebasteltem Herzen. In ihnen steckte der Stachel dieser scheiternden Liebe. Wir würden, da waren wir uns beide sicher, mit ihm leben müssen. Wir zwangen uns, Abstand zu halten. Übrig blieben Geburtstagswünsche. Und das war gut so. Er blieb Träumer, ich Realistin. Als Paar würden wir niemals funktionieren, zu unterschiedlich unsere Erwartungen aneinander, an das gemeinsame Leben.
Für was das Treffen gut sein solle, fragte ich und sagte dennoch zu.
Fast ein Jahrzehnt verging zwischen Trennung und dieser Nachricht, die alles verändern sollte. Da war sie wieder, die Verwirrung. Blödsinn, dachte ich, was sollte diesmal anders sein? Scheiße, dachte ich, was, wenn das tatsächlich unsere Chance ist, die vermeintlich große Liebe doch noch zur wahren großen Liebe zu machen. Ein Wiedergutmachungsversuch des Schicksals quasi. Die Wochen bis zu dem drohenden Besuch vergingen als schwelende Panikattacke. Ein Modus, der mich so aus der Bahn warf, dass ich es für eine gute Idee hielt, diesen einen Typen anzusprechen, dessen Aufmerksamkeit mir zuvor als Sekunden-Flirts beim Vorbeigehen ausgereicht hatten. Aber das war eben Vor-Besuchsankündigung, in einer anderen Zeit sozusagen. Und dann war da ja noch die Handleserin gewesen.
Ich verliebte mich heillos und wusste es nicht.
Männer waren immer Knall auf Fall in mein Leben gestolpert. Dates unnötig. Auch diesen neuen Mann datete ich nicht. So kurz vor dem Entscheidungstreffen mit dem Ex wäre das unverantwortlich gewesen. Klar. Also trafen wir uns lediglich zu langen Spaziergängen, führten stundenlange Gespräche, füllten die Tage mit Whatsapp-Schreiberei. Was man eben so macht, wenn man nicht weiß, was man tut. Wir passten auf keiner Ebene zusammen. Lachten darüber, fasziniert von der jeweils fremden Art. Beziehung? Undenkbar. Affäre? Puh, doch nicht jetzt! Wir trafen uns trotzdem immer weiter, ohne zu wissen, warum eigentlich. Und stritten darüber, wer von uns die größere Katastrophe ist.Bennifer Paartherapeutin 20.15
Die Gefahr einer Bennifer-Liebe zu verfallen
Du machst das schon, sagte er über jeden Zweifel erhaben
Bleiben oder gehen? Und wenn ja, bei wem? Eine Entscheidung, die zu treffen, weiterhin unmöglich schien. Statt mich zum Teufel zu jagen, entschied sich der neue Mann jeden Tag ein bisschen mehr für mich. Er blieb ruhig. Schenkte mir mehr Vertrauen, als ich verdiente. Dabei hatten wir uns noch nicht einmal geküsst. Am D-Day, als der Ex dann da war, war es der neue Mann, den ich anrief, damit er mich bei der Arbeit abholte, damit er mich in den Arm nahm und beruhigte, mir sagte, dass ich schon das Richtige tun würde.
Ich bin jetzt bereit, sagte der Ex.
Ohne Alkohol ging es nicht. Das Gespräch, dass mir wochenlang bevorgestanden hatte, war eines mit unfairen Waffen. Er, der nun wirklich sicher war, dass ich es sein würde, mit der er zur Ruhe kommen wird. Ich, die sich die vielleicht schönste Liebeserklärung anhörte, die er hätte geben können und sich trotzdem mit jedem seiner Worte mehr von ihm entfernte. Reden konnte er, Ideen spinnen und Luftschlösser bauen. Er hatte nur noch immer nicht gelernt, sie mit der Realität in Einklang zu bringen. Das würde sich auch nie ändern. Ich kletterte von dem Podest, auf das er mich so lange gestellt hatte.
Das Ende vom Drama
Liebe ist etwas, das ich lange verwechselt habe. Liebe, das war für mich immer irgendwie Courtney Love und Kurt Cobain, Sid Vicious und Nancy Spungen – intensiv, aufregend und, wenn man nicht aufpasst, gefährlich. Der neue Mann ist intensiv, aufregend und, wenn man nicht aufpasst, gefährlich. Aber er ist auch noch etwas anderes: All-in. Er gab ein ganzes Leben auf, um eines mit mir führen zu können. Und er gab mir, was ich dachte, nicht brauchen zu müssen: Sicherheit.
Das hier ist keine Liebeserklärung. Das ist eine Liebeserklärung.
Ich glaube nicht ans Übersinnliche. Ich glaube nicht, dass alte Frauen in stinkigen Wohnwagen in meine Zukunft sehen können. Und trotzdem würde ich ohne diese Frau vermutlich noch heute die große Liebe mit toxischer Abhängigkeit verwechseln. Eine Liebe muss gehen, eine wird bleiben. An diesen Satz dachte ich, als ich meinem Ex den Besuch gestattete. An diesen Satz dachte ich auch, als ich den neuen Mann ansprach. Ohne diesen Satz wäre er wohl nie zu meinem Mann geworden. Denn die Liebe und ich hatten uns ein paar Mal zu oft geprügelt. Keine Beziehung mehr, das hatte ich gepredigt. Heute hingegen möchte ich nie mehr ohne sein. Zumindest ohne diese eine nicht.