Sommer-Dschungelcamp, Tag 8: Einen „F*** zum Geburtstag“ – das Lager taumelt gen Abgrund

Camp-David im Orkus verschwunden, Hanka raus – im Dschungelcamp kehrt Ruhe ein? Von wegen. Sollbruchstellen im Dutzend tun sich auf, schließen sich wieder. Und am Ende muss Winfried gehen.

In dieser Arztpraxis möchte man nicht für die Patientenakten zuständig sein. Verfolgungswahn. Halluzinationen. Schuldgefühle. Hormonelles Durcheinander. Entzugserscheinungen. Weinkrämpfe. Psychoterror. Kackprobleme. Wer geglaubt hatte, dass sich mit dem Lichten der Reihen ein paar Gräben schließen, stürzte in selbige mitten hinein. Besonders pikant: Nicht nur die erwartbaren Risse im papiernen Firnis der Zivilisation taten sich auf, es bröckelte auch dort, wo eben noch Herzchen in den Sand gemalt wurden. Zwischen Eric und Gigi etwa, die kürzlich doch fast die Zungen kreuzten: Bromance – Nomance, oder um es mit dem Poesiealbum zu sagen: Glück und Brillenglas – wie leicht bricht das.

Wie es dazu kam? Zur großen Halbzeitbilanz wurden dem Team die essentiellen Entscheiderfragen aufgetischt: Wer hat das größte Legenden-Potenzial und wer hat im Prinzip bereits ausgedient? Für die Camper ins Leichterverständliche übersetzt: Wer ist dufte? Und wer ist doof? Das führte zunächst mal einiges an erwartbaren Einsichten zutage: Guilia ist eher unten durch, bei Winfried hatte sich das Heimweh Bahn gebrochen und Thorsten ist ja doch irgendwie eine Legende. Als jedoch Eric plötzlich Gigi bei den Ausgedienten einordnete, hing der Haussegen aber sowas von schief. Von „Lutscher“ bis „Pisser“ reichte das Vokabular des Dschungel-Dschidschi, das klang hart nach enttäuschter Liebe.

Intrigen, Schulterschlüsse, Lebensweisheiten: Halbzeit im Dschungelcamp

„Sie werden mich nachts massakrieren“, hatte Eric Stehfest kurz zuvor noch in einem psychotischen Schub halluziniert. Nun sah es fast so aus, als könnte das auch bei Tageslicht passieren. Umso erstaunlicher, dass die zerrütteten Kumpels nach gemeinsam überstandener Dschungelprüfung und sechs in luftiger Höhe ergatterten Sternen bereits wieder den Schulterschluss übten. Vielleicht wird ja doch noch geknuscht? Dschungelcamp FS Tag 8

Davon war an anderer Stelle kaum etwas zu spüren, insbesondere wenn es um Guilia Siegel ging. Da hallte zum einen noch die unsägliche Diskussion um Kaders Klogang nach. Zudem wurde Sarah Knappik mit der Stasi in einen Topf geworfen, dorthin also, wo Winfried am liebsten doch das Essen haben wollte. Kohldampf ist und bleibt das Verbindungsstück in der „Allianz des Bösen“. Diesmal standen unter anderem Bohnen auf dem Speiseplan. Die würden den Hormonspiegel verändern, merkte Winfried an. Kennen wir ja alle, die alte Küchenweisheit: Jedes Böhnchen verdreht ein Hormönchen.

„Let’s der Play beginning“, stammelte Geburtstagskind Gigi irgendwann in die Kamera. Englisch ist und bleibt im Camp die dritte Fremdsprache, nach Tourette und Flatulenz. Überhaupt Geburtstag: Einen F*** zum Ehrentag hatte sich der Ehrenmann gewünscht, immerhin gab es, in ein schickes Schleifchen gewickelt, die Zigarette danach. 

Ansonsten wurden Lebensweisheiten mit der großen Schöpfkelle serviert:

Wer austeilt, muss auch einstecken können 

Mobbing hat viele Gesichter.

Nicht die Prüfungen sind die Herausforderung, sondern die Menschen.

Die guten Zeiten sind vorbei, jetzt kommen nur noch schlechte. Sommer-Dschungelcamp Tag7

Mittendrin erhielten die Camper plötzlich ihre Luxusgegenstände zurück. Was zunächst nach Gnadenbrot seitens RTL aussah, war in Wirklichkeit ein Move der, nennen wir es der Einfachheit halber mal, Nächstenliebe. Guilia hatte auf ihr Nikotin verzichtet, damit die darbenden Camper wieder in die Fotokissen schluchzen können. Eric Stehfest sah zwischenzeitlich aus wie Mutter Teresa, Guilia Siegel agierte so. Ein richtiger Ankommer war das nicht, das Tischtuch scheint zerschnitten, auch wenn Elena Miras sich der geplagten Lageristin emotional näherte und etwas Trost schenkte. „Scheiße muss sie sich nicht fühlen“, ihr trockener Kommentar. „Sie fliegt ja eh raus“.

Zwischen Psychozirkus und Stasi-Stammtisch

Das wiederum tat jemand anders, nämlich „der Friedrich“ (auch O-Ton Elena), denn, ein weiterer Überraschungsübergriff der Lagerleitung, das Spielchen mit der Halbzeitbilanz geriet zur Grundlage eines weiteren Rausschmisses. So musste, nein, durfte denn der leicht angemüdete Winfried, der älteste Camper der Campgeschichte, der „einzige Normale hier“ (O-Ton er selbst) die Segel streichen und heimwärts ziehen.

Der Schlusspunkt einer irrwitzigen Sause zwischen Psychozirkus und Stasi-Stammtisch, eine wunderbare Folge aus der Reihe „Wissen macht Häh?“, eines der unvergessenen Bilder dieser Staffel: das von Winfried und Kader am nächtlichen Lagerfeuer. Old Firehand und Ntscho-tschi vor der Nachtsichtkamera, man möchte es sich auf ein T-Shirt drucken lassen, ebenso wie das Knappik’sche Koch-Mantra:

„Jeder hat irgendwas gemacht. Ist doch auch mal schön!“

Recht hat sie.