Der Turm der historischen Garnisonkirche in Potsdam wird eröffnet. Der Wiederaufbau ist wegen der Militärgeschichte und der Nazis umstritten. Der Pfarrer sieht das anders.
Kurz vor der feierlichen Eröffnung des umstrittenen Garnisonkirchturms in Potsdam sieht Pfarrer Jan Kingreen keine Bezugsmöglichkeiten für Neonazis. „Es gibt in der Kirche selbst keinerlei Anknüpfungspunkte für Rechtsradikale“, sagte Kingreen am Donnerstag dem RBB-Inforadio. „Es ist ja gerade das Gegenteil, das wir machen, wir arbeiten schonungslos die Geschichte auf. (…) Das gefällt eigentlich keinem, der rechtsradikal ist.“ Es gebe zudem strenge Regeln, was in der Kirche und im Außenbereich erlaubt sei, betonte Kingreen. „Diese Geschichte gehört dazu und damit müssen wir uns auseinandersetzen.“ Man diskutiere das fortwährend mit Jugendlichen und anderen Menschen.
Im März 1933 hatten sich am „Tag von Potsdam“ Reichspräsident Paul von Hindenburg und der neue Reichskanzler Adolf Hitler der Nationalsozialisten vor der Kirche die Hand gereicht. Gegen den Wiederaufbau wenden sich mehrere Initiativen, weil sie ein Symbol des Militarismus und ein möglicher Sammlungsort von Neonazis sei.
Am Donnerstag (22. August) wird der Kirchturm mit einem Festakt eingeweiht, zu dem auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet wird. Er ist Schirmherr des Wiederaufbaus. Die Militärkirche von 1735 war im Zweiten Weltkrieg ausgebrannt, die Reste wurden 1968 in der DDR gesprengt. Viele Politiker sehen in dem Wiederaufbau eine Möglichkeit zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Ab Freitag haben Besucher die Möglichkeit zu einem Rundumblick von der 57 Meter hohen Aussichtsplattform. Die Stiftung Garnisonkirche hofft auf jährlich 80.000 bis 90.000 Besucher im Turm. Die Baukosten des Wiederaufbaus lagen laut Stiftung bei rund 42 Millionen Euro, der Bund steuert nach eigenen Angaben knapp 25 Millionen Euro bei.