Die Ahrtalflut hat gezeigt, wie wichtig Rettung aus der Luft mit Winden bei Katastrophen ist. Dies und noch viel mehr können zwei neue Hubschrauber der Polizei Rheinland-Pfalz.
Der Hubschrauber nähert sich über die altehrwürdige Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden in Guckweite zur rheinland-pfälzischen Staatskanzlei und zum Landtag. An einem Seil hängt ein orangefarbener Behälter, in tiefem Flug wird der mit mehr als 800 Litern Rheinwasser gefüllt. Es folgt ein Wendemanöver, bevor das Wasser gezielt abgelassen wird.
Die blau-silberne Maschine vom Typ Airbus H145 ist eine von zwei neuen der Polizei Rheinland-Pfalz, die künftig außer bei polizeilichen Einsätzen auch den Katastrophenschutz unterstützen soll, etwa bei Waldbränden oder Szenarien wie der Ahrtalflut 2021. Bei der zeigte sich auf dramatische Weise, wie wichtig die Rettung von Menschen aus der Luft per Helikopter mit Winde sein kann – auch das können die zwei neuen Helikopter.
Stationierung in Winningen
Das Land hat sie sich insgesamt rund 36 Millionen Euro kosten lassen. Mit der Übung über dem Rhein unter anderem vor den Augen von Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Innenminister Michael Ebling (beide SPD) werden sie offiziell in Dienst gestellt und Teil der Polizei-Hubschrauberstaffel mit Sitz in Winningen bei Koblenz.
Technisch seien die zwei Neuen ein echter „Meilenstein“, sagt der Chefpilot der insgesamt 24 Mann starken Polizeihubschrauberstaffel Rheinland-Pfalz, Andreas Nazzaro, nach seinem Übungsflug. Die Maschinen können bis zu vier Tonnen in die Luft bugsieren, dadurch kann rund eine Tonne zugeladen werden. So wird möglich, dass bei Waldbränden die mehr als 800 Liter Wasser in den Außenbehältern gestemmt werden können – doppelt so viel Wasser, wie die Vorgängermaschinen bewältigen konnten. Die sind vom Typ EC135 und werden nun nach und nach bis 2026 außer Dienst gehen.
Ministerpräsident Schweitzer sagte, selbst die größte Einsatzbereitschaft und die höchste persönliche Kompetenz stoße an Grenzen, wenn das Material nicht stimme. Entsprechend sei es wichtig, die Polizei im Land mit modernster Technik auszustatten. Das geschehe in Form moderner Streifenwagen auf der Straße, in Form neuer Streckenboote für die Wasserschutzpolizei und in der Luft in Form der neuen Hubschrauber. Letzteres auch vor dem Hintergrund der „schrecklichen Ahrflut“ von 2021, wie Schweitzer betont.
Drei Windenhubschrauber in Rheinland-Pfalz stationiert
Bayern und Sachsen schafften Hubschrauber des gleichen Typs an, sagte der Regierungschef. Das erleichtere gegenseitige Amtshilfe über Ländergrenzen hinweg. Auch mit Hessen gebe es eine gute Kooperation. Rettungseinsätze ließen sich nunmal nicht an Landesgrenzen festmachen. Polizeihubschrauber suchen üblicherweise Vermisste, erkunden Einsatzlagen, dienen der Aufklärung, können Spezialkräfte schnell irgendwo hinbringen, wie Innenminister Ebling sagt. Sie seien als Einsatzmittel ein „wichtiges technisches Rückgrat“.
Dazu kommt im Fall der neuen Helikopter, dass sie laut Ministerium im Gegensatz zu den Vorgängermodellen in den Reihen der Landespolizei mit Winden ausgestattet sind. Als Ersatz schaffte das Land noch eine dritte Rettungswinde an. Insgesamt sind fortan inklusive des in der Westpfalz stationierten Rettungshubschraubers „Christoph 66“ der ADAC Luftrettung drei Windenhubschrauber in Rheinland-Pfalz stationiert.
Neuaufstellung des Katastrophenschutzes
Die neuen Polizeihelikopter haben 900 PS Leistung und werden mit ihren fünf Rotorblättern bis zu 280 Stundenkilometer schnell. Mit einer Tankfüllung können sie über drei Stunden in der Luft bleiben und bis zu 650 Kilometer zurücklegen – für den Einsatz in einem Flächenland wie Rheinland-Pfalz ein wichtiger Faktor. Bei der Übung auf dem Rhein ist neben einem Piloten und einem Copiloten ein Mission Operator dabei. Der steht außen auf einer der Kufen der Maschine und steuert in luftiger Höhe über ein Magnetventil das Ablassen des Wassers.
Für den Einsatz an der Rettungswinde, die mit einem 90 Meter langen Seil versehen ist und bis zu 270 Kilogramm trafen kann, gibt es nach Angaben des Innenministeriums ein eigenes Aus- und Fortbildungsprogramm sowie eine Kooperation mit Höhenrettern der Berufsfeuerwehr Koblenz. Im vorderen Bereich sind die Hubschrauber außerdem mit einer hochauflösenden Kamera ausgestattet. Dort entstehende Bilder seien schnell im Lagezentrum im Innenministerium in Mainz oder in Zukunft in dem neuen Lagezentrum für Bevölkerungsschutz in Koblenz einsehbar. Das Zentrum in Koblenz soll noch in diesem Jahr an den Start gehen, auch seine Schaffung ist Folge der Ahrflut.