Vizekanzler Habeck gilt nach dem Verzicht von Annalena Baerbock als potenzieller Kanzlerkandidat der Grünen. Deutschlands einziger grüner Regierungschef hat Ratschläge.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann plädiert dafür, einem Grünen-Spitzenkandidaten bei der Bundestagswahl 2025 möglichst große Freiheiten zu lassen. „Wer Spitzenkandidat wird, der braucht Beinfreiheit“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Ohne klare Führung funktioniere Demokratie seiner Ansicht nach nicht, so Kretschmann. „Das ist meine politische Erfahrung aus über 40 Jahren Politik.“
Kretschmann sagte, er sei noch nie ein Anhänger von Doppelspitzen gewesen. „Die hatten schon mal ihren Sinn, da ging es darum, Frauen endlich mal nach einer langen Geschichte der Menschheit in dieselbe Position zu bringen wie Männer.“ Inzwischen gebe es Doppelspitzen aber eher aus politischen Gründen. „Wir haben im Bundestag ja zwei weibliche Fraktionsvorsitzende. Eine kommt halt vom linken Flügel und die anderen vom Realo-Flügel. Ich glaube, das ist keine sinnvolle Organisation.“
Kretschmann über Habeck: „Außerordentlich talentiert“
Der Grünen-Politiker hatte sich bereits mehrfach für Vizekanzler Robert Habeck als nächsten Spitzenkandidaten der Grünen ausgesprochen. „Dass Robert Habeck die Fähigkeiten hat, stelle ich mal in keiner Weise infrage. Er ist ein außerordentlich talentierter Politiker“, betonte Kretschmann erneut.
Ob Habeck dann als Spitzenkandidat oder als Kanzlerkandidat antreten werde, könne man aber derzeit noch nicht sagen, so Kretschmann. „Das muss gut gewogen werden: Wenn man mal eine bestimmte Größe überschritten hat, dann wird das auch erwartet. Es muss aber auch eine realistische Aussicht haben, sonst wirkt das wie eine Anmaßung“, sagte der Ministerpräsident. Die Entscheidung könne nicht unabhängig von der aktuellen Stimmung getroffen werden, sie werde aber rechtzeitig getroffen werden.
Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte vor wenigen Wochen erklärt, nicht noch einmal als Kanzlerkandidatin zur Verfügung zu stehen. Habeck gilt nach ihrem Verzicht als einziger Anwärter auf den Posten, hat sich selbst aber dazu noch nicht klar geäußert. Parteichefin Ricarda Lang hatte im Juli auf die Frage, ob es außer Habeck jemand anderen dafür geben könne, gesagt: „Ich sehe gerade niemand.“