Sommer-Dschungelcamp, Tag 6: „Als Mensch rein, als Zombie raus!“ – im Lager bebt’s

Beichten, leere Bäuche, Bumsgelüste: Wer sich fragt, wie es nach den fulminanten, ersten Tagen im Dschungelcamp weitergehen könnte, bekommt die Antwort mit der Schaufel serviert.

Wie heißt es in Abwandlung eines Spruchs des unvergessenen Andy Brehme: Haste Scheiße an der Schaufel, haste Scheiße an der Schaufel. Im Klartext: Es gibt nicht viel, was dem guten Eric Stehfest am Herzen liegt, aber diese Schaufel, die hatte es ihm schon angetan. Umso tragischer, dass Winfried Glatzeder bei seiner Abendschicht im Kloakservice nun ausgerechnet die schicke Schippe benutzte, um den Gefahrenbereich des Örtchens zu säubern. „Schräg gepisst, schräg geschissen“ – ohne Sanifair kannste die Latrine vergessen. Also schaufelte Winnie Poo, was das Zeug hielt, bevor er die Kohlenschaufel wieder ans Lagerfeuer überführte.

Möglicherweise hätte er auch gleich Gigi Birofio damit noch einmal durch den Schritt gehen sollen. Der nämlich – das große Unterbüxen-Geständnis – hatte seinen Schlüpfer tatsächlich erst einmal gewechselt.

Schwere Themen im Dschungelcamp

Überhaupt war das Camp an Tag 6 dem großen Beicht- und Bekenntniswahn verfallen. Thorsten Legat schluchzte Schicksalhaftes von seinem Sohn, zu dem die Kommunikation wohl gestört scheint. Kader Loth berichtete von ihrer Endometriose-Erkrankung, von Panikattacken und Ibuprofen-Zufuhr. Eine durchaus ernsthafte Schwere, die da durchs Lager geisterte.

Dschungelcamp Tag 6 7.00

Umso schöner, dass eben diese Kader Loth im Gespräch mit WC-Winnie dann doch noch ein paar leichtere Töne anschlug. Der Themenkreis einer, der alle Best Ager interessieren dürfte: Sex mit 80, geht das überhaupt noch? Glatzeder musste nicht lange nachdenken: „Wenn man reich genug ist!“ Ein Zwiegespräch, als hätte Erika Berger einen Sketch mit Statler und Waldorf gescriptet: Ist der Körper noch fähig? Funktioniert da noch was? Glatzeder schonungslos: „Da müsste man mal nachfragen. Auf jeden Fall darf es keine alte Vergammelte sein, sondern eine junge Frau.“ Anders gesagt: „Keine Schlottrige mit Herpes.“ Hätten wir das also auch geklärt.

„Das ist ja wie im Bundestag“, entgegnete Kader Loth süffisant. Nimm‘ das, Ampelkoalition, das ‚Bündnis Kader Glatzeder‘ rüstet sich zum Stimmenfang. Kaders Slogan steht auch schon: „Als Mensch rein, als Zombie raus!“

„Scheiß‘ drauf, wir rauchen jetzt!“

Und sonst? Es knirscht an allen Ecken und Enden. Da wollte Gigi seine finale Zigarette bei Elena Miras auslagern, um dem Schmacht ein Schnippchen zu schlagen. Ein autodidaktischer Schachzug, der so gar nicht aufging. Stattdessen saß er am Ende mit dem wieder mal nicht so stehfesten Eric am Lagerfeuer und zog sich den letzten Glimmstängel – „Scheiß‘ drauf, wir rauchen jetzt!“ – gierig zwischen die Kiemen. Was wiederum soviel nikotinöses Endorphin freisetzte, dass es zwischen den beiden fast noch schnackelte. Von Kippe zu Knutschen, ein ganz kurzer Weg, beinah jedenfalls. Wobei … was nicht ist, kann durchaus noch werden. „Wäre er eine Frau, würde er mich bumsen“, so Gigi euphorisch. Die Zigarette davor – eine polyamouröse Episode, die durchaus für eine Fortsetzung gut wäre.

Dschungelcamp Interview mit Philosophin15:49

Ein gutes Stichwort: Die Dschungelprüfung „Fluss mit lustig“ war auch eine Art Sequel, eine Herausforderung, die in der langen Geschichte des Dschungelcamps noch niemand gewuppt hat. Eric Stehfest hatte einst gar völlig verweigert. Alles Schnee von gestern. Mola und Guilia bestiegen den Unterwasserkäfig – eine Art Houdini-Variante für Seepferdchen-Schwimmer – und entfesselten am Ende solide sechs Vorhängeschlösser. Bleibt zu hoffen, dass nicht noch einmal Straußenflügel aufgetischt werden.

Den Campern beim enthemmten Verzehr der verschmurgelten Ostrich-Schwarte zuzuschauen, lag in Sachen Ästhetik irgendwo zwischen dem letzten Minzblättchen und dem Eimer für Monsieur. Mahlzeit – Qualzeit, das nächste Mal vielleicht doch lieber wieder Kroko-Rollbraten.

Zum Dessert gab es dann auch noch von Hanka und Georgina ein paar Privathäppchen. Da beklagte Frau Fleur das schlechte Verhältnis zu ihrer Mutter, wo sie doch so gern für ihre Tochter eine Oma gehabt hätte. Hanka hingegen trug die Last der Welt im Allgemeinen auf ihren Schultern. Sie sei nicht gemacht für diese Welt, für die Menschen und überhaupt. Es sei alles so anstrengend, kurzum: „Rausfliegen wäre schön“. Dieser Wunsch wiederum könnte schneller in Erfüllung gehen, als Winfried „Erektion“ sagen kann, denn, so die offizielle Ansage: Morgen erwischt es einen oder eine aus der Runde.Dschungelcamp Selbstversuch Fazit18:53

Ein rauher Wind, der den Lageristen da ins Gesicht weht, einen Vorgeschmack darauf gab es bereits. Nach dem wiederholten Ignorieren der Regeln – tagsüber dösen, Zigaretten teilen, Feuer Feuer sein lassen – wurde der gesamten Bande der gesamte Luxus entzogen. Am egalsten war das wohl Guilia Siegel, die einen erklecklichen Anteil an der Entzugsmisere trug. Dabei war sie doch während der Nachtwache mit dem tränenreichen Thorsten zu einer fast schon autoerotischen Einsicht gelangt: „Ich habe in den letzten Jahren keine negativen Charakterzüge etabliert.“ Das darf man getrost mal sacken lassen. 

In der nächsten Folge lässt sich das wohl erneut überprüfen. Fein raus bei all dem war Winfried, der von vornherein auf Luxusgegenstände verzichtet hatte. Die Folge: Euphorie, oder nein: Alterseuphorie. Und wo ist eigentlich die Schaufel schon wieder abgeblieben?