Der HSV muss aufsteigen, er steht unter Druck: So ist das fast immer in der 2. Bundesliga. Nur vor dem Nordduell in Hannover haben sich die Vorzeichen diesmal etwas geändert.
Die Geldgeber fordern den Aufstieg. Der Sportdirektor schimpft nach dem Aus im DFB-Pokal („Das gucke ich mir nicht mehr lange an“). Der Trainer steht deshalb mal wieder ganz genau unter Beobachtung. Und einen Geschäftsführer, der dieses komplizierte Gebilde stabilisieren könnte, gibt es gerade nicht. Dessen Absetzung wurde nach einem zweijährigen Rechtsstreit gerade erst vom Bundesgerichtshof bestätigt.
Das alles ist kein Ausschnitt aus der turbulenten jüngeren Vereinsgeschichte des Hamburger SV. Sondern kurz zusammengefasst die aktuelle Lage des nächsten HSV-Gegners Hannover 96. Wenn es am Freitagabend vor 49.000 Zuschauern zum Nordduell in der Heinz von Heiden Arena kommt (18.30 Uhr/Sky), dann steht der Gegner ausnahmsweise mal mehr unter Druck als die Hamburger selbst. Und das kommt in der 2. Fußball-Bundesliga nur sehr selten vor.
Unruhe kommt Baumgart bekannt vor
HSV-Trainer Steffen Baumgart kann die Aufregung in Hannover nicht ganz verstehen. „Ich würde in der zweiten Liga mindestens zehn bis zwölf Mannschaften nennen, die sich im Pokal in Bielefeld nicht nur gequält, sondern die vielleicht auch dasselbe Schicksal erlitten hätten“, sagte er am Donnerstag. „Von daher sollten wir das nicht überbewerten.“
Baumgart hält Hannover für „eine sehr gute Mannschaft“. Und die Unruhe, die dort regelmäßig ausbricht, erinnere ihn ein wenig an den HSV und seinen Ex-Club 1. FC Köln.
„Ich bin jetzt gerade an einem Standort und war vorher an einem Standort, an dem es ähnlich ist“, sagte er. „Und ich habe nicht das Gefühl: Nur weil etwas von außen reingetragen wird, dass das auch immer wirklich so ist.“ Hannovers Trainer Stefan Leitl sei jetzt „im dritten Jahr in Hannover. Und ich bin mir relativ sicher, dass er in allen drei Jahren angezählt war. Ich weiß, wie schwer das ist, da immer einen klaren Kopf zu behalten.“
Verglichen mit Hannover 96 geht es bei den Hamburgern vor diesem Nordduell um geradezu banale Fragen: Wer ist noch da, wenn am darauffolgenden Freitag (30. August) die Wechselfrist für Fußballprofis endet? Und welcher wichtige Spieler fällt wie lange aus?
Etwas aufgeschreckt wurden die HSV-Fans in den vergangenen Tagen von den Meldungen, dass Mittelfeldspieler Jonas Meffert ein Angebot des englischen Clubs Hull City vorliegt. Und dass die Flügelspieler Bakery Jatta und Jean-Luc Dompé womöglich länger ausfallen werden. Jeden für sich kann der HSV gut ersetzen. Alle auf einmal zu verlieren, wäre ein Problem.
Letzteres scheint aber offenbar nicht einzutreten. Denn während die genaue Diagnose bei Dompé noch aussteht, gab Baumgart bei Jatta am Mittwoch bekannt: „Er hat eine Bänderverletzung im linken Sprunggelenk. Er wird vier bis sechs Wochen ausfallen.“ Das sei zwar immer noch eine lange Zeit. Aber nicht so lange, wie befürchtet.
HSV will Meffert halten
Auch Meffert sieht Baumgart noch weit über den 30. August hinaus in Hamburg. Er möchte den Wunschkandidaten des früheren HSV-Trainers Tim Walter unbedingt behalten.
„Das habe ich nicht nur ihm gesagt, das habe ich auch den Verantwortlichen gesagt“, betonte Baumgart und erklärte auch ausführlich, warum: „Jonas ist ein Spieler, den vermissen Sie relativ schnell, wenn er nicht da ist. Wenn Sie mit ihm arbeiten, dann wissen Sie, was Sie an ihm haben. Und wenn Sie diese Worte hören, dann wissen Sie, was ich davon halte, wenn er weggeht: nämlich gar nichts. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass Jonas jetzt weg will.“
Am Freitagabend ist Meffert auf jeden Fall dabei. Und auch rund 15.000 HSV-Fans werden dann wieder in Hannover erwartet. Die erinnern sich gern an die beiden letzten Reisen dorthin: 2023 traf Bakery Jatta in Unterzahl zum 1:0-Sieg. 2022 schoss Ransford Königsdörffer in der Nachspielzeit das 2:1.