Der Computerspiele-Branche werden glänzende Perspektiven bescheinigt, auch im Südwesten. Doch derzeit ist etwas der Wurm drin. Die Fördertöpfe sind kleiner als erwünscht. Was tut die Landesregierung?
Trotz eines entsprechenden Appells des Bundeswirtschaftsministeriums will das Land Baden-Württemberg seine Förderung von Computerspiele-Entwicklungen nicht aufstocken. Seit 2021 habe die Landesregierung das Fördergeld von 0,6 Millionen Euro pro Jahr auf 1,2 Millionen Euro im laufenden Jahr erhöht, teilte das zuständige Wissenschaftsministerium auf dpa-Anfrage mit.
Weiter nach oben wird es vorerst wohl nicht gehen. Es sei „angesichts der äußerst angespannten Haushaltslage, in der sich die Länder befinden, eine weitere Anhebung der Länderförderungen für die kommenden Jahre nicht zu erwarten“, hieß es von dem Stuttgarter Ministerium.
Einige andere Bundesländer investieren mehr in die Gamesförderung, in Bayern sind es nach Angaben des dortigen Digitalministeriums knapp sieben Millionen Euro pro Jahr – dies für die Bereiche Games, E-Sports und Erweiterte Realität (XR). Anderswo wird hingegen weniger Geld bereitgestellt als in Baden-Württemberg.
Innovative Digitalbranche
Die Landesregierung verstehe die Gamesbranche „als zukunftsrelevante, kulturell und wirtschaftlich bedeutsame Branche in und für den Standort Baden-Württemberg„, erklärte eine Sprecherin. Sie sei auch ein Innovationstreiber bei neuen Technologien wie der Augmented Reality, Virtual Reality und Künstlichen Intelligenz. Von Mittwoch bis Sonntag läuft in Köln die Computerspiele-Messe Gamescom, bei der sich das Land Baden-Württemberg mit einem eigenen Messestand präsentiert.
Im vergangenen Jahr hatte der Bund die aufstrebende Branche mit 70 Millionen Euro gefördert, dieses Jahr sind es nur 50 Millionen. Weil die Nachfrage so groß ist, gilt bei dem Bundeswirtschaftsministerium seit Mai 2023 ein Annahmestopp für Förderanträge: Das Geld wird nur dazu genommen, Ansprüchen aus längst erteilten Förderzusagen nachzukommen – das Geld fließt bei Spiele-Entwicklungen schrittweise über einen mehrjährigen Zeitraum.
Forderung nach mehr Geld
Aus Sicht des Branchenverbandes Game ist die Bundesförderung viel zu knapp bemessen – er fordert deutlich mehr, damit der Standort Deutschland im internationalen Vergleich aufholt. Bislang seien die Kosten für eine Computerspiele-Entwicklung in Deutschland etwa ein Drittel höher als in Staaten wie Frankreich.
Im Frühjahr 2024 hatte der zuständige Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Michael Kellner (Grüne), Pläne für neue Förderregeln des Bundes vorgestellt. Dem Papier zufolge will sich der Bund aus der Förderung kleiner Projekte verabschieden. Das will er den Ländern überlassen. Nach seiner Darstellung könnte das neue Fördergeld sogar dazu führen, dass mehr Fördergeld ins System komme, schließlich müssten die Länder nun mehr tun. Die Wortmeldung von Baden-Württembergs Wissenschaftsministerium macht aber deutlich, dass daraus wohl nichts wird.
Hunderttausende kommen zur Gamescom
Die Gamescom ist die größte Computerspiele-Messe der Welt, im vergangenen Jahr kamen 320.000 Besucherinnen und Besucher zu dem Event. Dieses Jahr haben sich mehr als 1.400 Aussteller aus 64 Ländern angemeldet. Die Branche hat im Digitalzeitalter gute Perspektiven, da die technischen Möglichkeiten immer besser werden und die Nachfrage tendenziell steigt.
Aktuell laufen die Geschäfte allerdings eher durchwachsen, nach jahrelangem Wachstum sank der Umsatz mit Games und dazugehöriger Hardware sowie Online-Diensten in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 um sechs Prozent auf 4,3 Milliarden Euro. Rund 12.400 Menschen arbeiten hierzulande bei den circa 950 Studios und Publishern, also Produzenten. Bei der Gamescom zeigen zahlreiche Firmen neue Spiele und technische Innovationen, die fünftägige Publikumsmesse endet am Sonntag.