Landtagswahlen: So denken die Menschen in Sachsen und Thüringen

Bei den Landtagswahlen am 1. September geht es in Sachsen und Thüringen um die Regierungsfähigkeit der Länder und darum, ob die AfD Gestaltungsmacht bekommt. Das ist die Stimmungslage.

Die AfD könnte weiterhin in Sachsen und Thüringen stärkste Partei werden, doch die entscheidende Rolle bei der Regierungsbildung dürfte aber das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) spielen. Und zu den größten Sorgen der Menschen gehören Ukraine-Krieg, Inflation und die Politik der Bundesregierung. So lauten einige der zentralen Erkenntnisse einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag von stern und RTL. Die Ergebnisse im Detail: 

Sonntagsfrage

Die AfD steht in beiden Ländern bei 30 Prozent. In Sachsen kann sich aber die CDU auf Platz 1 behaupten. Die bisherige Kenia-Koalition der Union mit SPD und Grünen hätte ebenso eine Sitzmehrheit wie ein Bündnis von CDU und BSW. In Thüringen könnte die Wagenknecht-Partei vor der CDU auf Platz 2 landen – und damit den Anspruch auf den Vorsitz in einer gemeinsamen Regierung erheben. Für eine Mehrheit der Sitze würde allerdings in einer CDU-BSW-Koalition zusätzlich die SPD gebraucht. Andere Mehrheitsbündnisse wären mit einer Beteiligung der AfD rechnerisch möglich, werden aber von den anderen Parteien ausgeschlossen. Darüber hinaus will die CDU nicht mit der Linkspartei koalieren.

Ministerpräsidentenpräferenz

Die Ministerpräsidenten von Sachsen und Thüringen gehen mit einem deutlichen Amtsbonus in die Landtagswahlen am 1. September. Bei einer – hypothetischen – Direktabstimmung über den Regierungschef würden in Sachsen 50 Prozent der Wahlberechtigten für CDU-Regierungschef Michael Kretschmer stimmen. Abgeschlagen auf Platz 2 folgt AfD-Landeschef Jörg Urban. Auffällig niedrig ist angesichts der Parteiwerte die Zustimmung für die BSW-Spitzenkandidatin Sabine Zimmermann. 

In Thüringen liegt der Linke-Ministerpräsident Bodo Ramelow 42 Prozent der Stimmen klar vor seinen Herausfordern von AfD und CDU. Wie aber die 13 Prozent für Ramelows Landespartei zeigen, kann er sich nur bedingt gegen den verheerenden Bundestrend stemmen. CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt ist mit einem Zustimmungswert von 10 Prozent kein Zugpferd für seine Landespartei.

16 Prozent der Thüringer würden AfD-Landeschef Björn Höcke bei einer Direktwahl zum Ministerpräsidenten wählen. Ähnlich wie Voigt gelingt es ihm nicht, breitere Wählerschichten zu erschließen. Am erfolgreichsten ist Höcke noch bei Männern, Arbeitern und Menschen, die mit der Regierung von Ramelow unzufrieden sind.

Sorgen der Bürger

Wie schon bei anderen Landtagswahlen und selbst Kommunalwahlen werden von den Parteien bundespolitische Themen stark angesprochen. Dies stößt durchaus auf Resonanz. Die Menschen in Sachsen sorgen sich wegen zunehmender Gewalt, dem Krieg in der Ukraine oder der Zuwanderung. Und: Zwei Drittel der Menschen lehnen die Politik der Bundesregierung ab.

Ähnlich ist das Stimmungsbild in Thüringen, wobei hier die Sorge vor einer Eskalation des Ukraine-Kriegs dominiert. Die Ablehnung der Ampel ist fast ebenso hoch. 

Unterstützung für die Ukraine

Sehr einig ist sich eine absolute Mehrheit der Befragten in Thüringen und Sachsen darin, dass Deutschland weniger Waffen an die Ukraine liefern sollte. Etwa ein Viertel plädiert dafür, die Militärhilfe im bisherigen Umfang beizubehalten. Nur eine kleine Minderheit will das angegriffene Land stärker unterstützen.

Größte Probleme und politische Prioritäten

Werden die Menschen nach den größten Problem im jeweiligen Land gefragt, dann wird am häufigsten das Thema Zuwanderung genannt. Interessant: In Sachsen sorgt sich ein gutes Drittel wegen der Gefahr durch den Rechtsextremismus. In Thüringen sind es deutlich weniger. Ansonsten dominieren klassische Themen wie Bildung, wirtschaftliche Lage und Inflation. Ganz hinten: die Klimapolitik.  

Weil das Thema Migration so viele interessiert, wurde zusätzlich gefragt, was im Vordergrund stehen müsste: eine bessere Integration oder ein Stopp des Zuzugs? Bis auf die AfD legen die Anhänger aller Parteien in Sachsen einen stärkeren Wert auf die Integration. Allerdings sprechen sich auch viele BSW- und CDU-Wähler dafür aus, die Zuwanderung generell zu stoppen.

Die Ergebnisse in Thüringen fallen ähnlich aus. Jedoch ist hier eine Mehrheit der BSW-Wähler für einen Stopp der Zuwanderung.

Datengrundlage: 
Die Daten wurden vom Markt- und Meinungsforschungsinstitut forsa für den stern und RTL Deutschland zwischen dem 7. und 14. August 2024 im bevölkerungsrepräsentativen Forsa-Omninet-Panel online erhoben. Datenbasis: 1041 Befragte in Sachsen; 1011 Befragte in Thüringen. Statistische Fehlertoleranz: +/- 3 Prozentpunkte