Kein Urlaub mehr, aber Sehnsucht nach Meer? Manch einer entscheidet sich dann für eine Zwischenlösung, Quiet Vacation nennt sich der Trend. Das klingt verlockend, hat aber Tücken.
Wer arbeiten muss, während alle anderen gerade im Urlaub sind, der neigt schnell dazu, Trübsal zu blasen. Oder eben einfach heimlich den Arbeitsort an den Strand zu verlegen, statt weitere Urlaubstage für die Auszeit am Meer zu verbrauchen. Der Trend, der einer amerikanischen Studie zufolge vor allem bei Millennials immer beliebter wird, nennt sich Quiet Vacation – also „stiller Urlaub“. Der Umfrage unter 1170 erwerbstätigen US-Amerikanern zufolge haben 40 Prozent der Millennials das schon einmal gemacht, Tendenz steigend.
Die Methoden, sich den Traum vom Strand während der Arbeitszeit zu erfüllen, sind dabei vielfältig. In der Regel arbeiten die Menschen vom Urlaubsort aus dann das Nötigste, Dienst nach Vorschrift also, und verbringen den Rest der bezahlten Zeit damit, die Seele baumeln zu lassen und ihren nicht ganz legalen Urlaub zu genießen. Das Sammelsurium an Schummeleien reicht von Mausbewegungen, um den Status in Messaging-Apps auf „aktiv“ zu halten, während man gemütlich Cocktails schlürft bis zum Senden von dienstlichen Nachrichten außerhalb der Arbeitszeit, um Überstunden anzudeuten.
Ist eine „Quiet Vacation“ eine gute Idee?
Was im ersten Moment vielleicht nach Kavaliersdelikt klingt, kann für die Arbeitnehmer wirklich jede Spur von Urlaubsstimmung vertreiben. Wer beim stillen Urlaub erwischt wird, dem droht nicht nur die Kündigung, sondern im schlimmsten Fall auch eine Strafzahlung. Das hat weniger mit dem Arbeitsort als mit dem Vortäuschen von Mitarbeit zutun. Wer während der Arbeitszeit öfter nicht wirklich arbeitet, begeht tatsächlich eine Straftat. Anwältin Nicole Mutschke sagt dazu im Gespräch mit RTL: „Dies ist nicht nur eine Pflichtverletzung im Rahmen des Arbeitsverhältnisses, sondern kann sogar Arbeitszeitbetrug sein und somit ein Straftatbestand.“
Besser ist es also, die dringend benötigte Auszeit einfach zu beantragen. Wer keine Urlaubstage mehr übrig hat, der hat dafür auch die Möglichkeit, unbezahlten Urlaub anzufragen. Hier liegt es aber im Ermessen des Arbeitgebers, ob er das genehmigt. Eine klare Trennung zwischen Urlaub und Arbeit hat aber auch aus psychologischer Sicht Vorteile. Mehrere Studien belegen, dass die Vermischung von Arbeit und Freizeit zu Erschöpfung, chronischem Stress und Konzentrations- sowie Schlafschwierigkeiten führen kann. Mit dem Laptop am Meer zu sitzen klingt also vielleicht doch verlockender, als es ist.