Segelunglück: Luxusjacht kentert vor Sizilien – „britischer Bill Gates“ vermisst

Ein sorgloses Vergnügen vor der Küste Italiens wurde zum Albtraum: Vor Sizilien ging eine Jacht unter. Mehrere Menschen werden noch vermisst. Augenzeugen berichten von schrecklichen Minuten.

Bei einem Bootsunglück vor Sizilien ist ein Mensch ums Leben gekommen, sechs weitere Menschen werden vermisst. Das bestätigte die Küstenwache in Porticello bei Palermo auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Wie britische Medien übereinstimmend berichteten, handelt es sich bei einem der Vermissten um den Tech-Unternehmer Mike Lynch. Ihm soll die gesunkene Luxusjacht „Bayesian“ gehören.

Zuvor hatte die italienische Nachrichtenagentur Ansa gemeldet, dass am frühen Morgen ein Unwetter mit starkem Wind das Boot vor Porticello im Norden Siziliens zum Kentern gebracht hatte. Sie geriet in eine Wasserhose – einem Wirbel aus Wasser und Wind über dem Meer. Das Wetterphänomen wird seit einigen Jahren verstärkt in Europa beobachtet.PAID Tauchboot – Wer trägt die Schuld? 0606

An Bord der etwa 50 Meter langen Jacht, die unter britischer Flagge fuhr, waren insgesamt 22 Menschen, wie die italienische Küstenwache mitteilte. Dabei handelte es sich um zwölf Passagiere sowie zehn Besatzungsmitglieder. 15 Menschen konnten von Küstenwache und Feuerwehr gerettet und an Land gebracht werden. Bei den sechs Vermissten handelt es sich nach Behördenangaben um vier Briten sowie je einen US-amerikanischen und kanadischen Staatsangehörigen.

Der vermisste Tech-Tycoon Lynch wird von Boulevardmedien in seiner Heimat als „britischer Bill Gates“ bezeichnet. Der 59-Jährige ist Mitgründer der Softwarefirma Autonomy, die 2011 für elf Milliarden Pfund (aktuell 12,9 Milliarden Euro) an den US-Konzern Hewlett Packard verkauft wurde. Erst vor wenigen Wochen wurde Lynch in einem Betrugsprozess in den USA rund um den Autonomy-Deal freigesprochen. Seine Ehefrau Angela Bacares, die ebenfalls mit an Bord gewesen sein soll, konnte nach Angaben der Rettungskräfte gerettet werden.

Deutscher Kapitän: „Es kippte und sank innerhalb von Minuten“

Die Überlebenden wurden von der Besatzung eines anderen Schiffes, das unter niederländischer Flagge fuhr, an Bord genommen. Der deutsche Kapitän schilderte italienischen Medien den Moment des Unglücks: „Zuerst kippte das Boot auf die Seite, und innerhalb weniger Minuten war es gesunken. Es ging alles sehr schnell.“

Während des Unglücks spielten sich laut Augenzeugenberichten chaotische Szenen im Wasser ab. Eine der Überlebenden, eine Britin namens Charlotte, berichtete der Zeitung „La Repubblica“ sie habe ihre einjährige Tochter im Wasser kurzzeitig aus den Augen verloren, es dann aber geschafft, sie über den Wellen zu halten. „Alles war dunkel. Im Wasser konnte ich meine Augen nicht offen halten. Ich rief um Hilfe, aber um mich herum hörte ich nur die Schreie der anderen.“Bezos Jacht Beiboot16.40

Rettungskräfte von Küstenwache und Feuerwehr suchten noch nach den sechs Vermissten. An der Suche waren vier Schiffe sowie ein Helikopter der Küstenwache und ein Taucherteam der Feuerwehr beteiligt. Das Wrack der großen Segeljacht liegt in einer Tiefe von 49 Metern auf dem Meeresgrund. Nach italienischen Medienberichten haben Rettungstaucher durch die Bullaugen mehrere Leichen in den Kabinen ausgemacht.

Die „Bayesian“ wurde laut der Nachrichtenwebsite „TGCom24“ 2008 in der Toskana gebaut und 2020 überholt. Sie verfügte über einen 75 Meter hohen Mast aus Aluminium und eine Segelfläche von knapp 3000 Quadratmetern. In Online-Netzwerken veröffentlichte Fotos zeigten eine Jacht mit dunkelblauem Rumpf und hellem Holzdeck.