Legionellen sind eine unsichtbare Gefahr aus dem Wasserhahn. Gerade in der Sommerzeit gibt es mehr Erkrankungen. Was der Anstieg mit Reisen und dem Klimawandel zu tun hat.
Sie können grippeartige Beschwerden bis hin zu schweren Lungenentzündungen auslösen: In Thüringen sind in diesem Jahr bisher fünf Menschen an durch Legionellen verursachten Erkrankungen gestorben und damit schon zwei mehr als im gesamten vergangenen Jahr, wie das Gesundheitsministerium der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. 2022 waren es insgesamt fünf Todesfälle.
Auch die Zahl der Legionellen-Erkrankungen ist in den vergangenen zwei Jahren im Freistaat den Angaben nach angestiegen. Bis Anfang August seien 30 Fälle gemeldet worden und damit mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum 2022. Von Januar bis Anfang August 2023 gab es 21 Fälle – Im Gesamtjahr 2023 wurden 38 Erkrankungen gemeldet.
Übertragung und Risikofaktoren
Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien. Die Erreger werden häufig durch zerstäubtes Wasser übertragen, etwa in Duschen, Whirlpools, durch Luftbefeuchter oder über Wasserhähne.
Laut Robert Koch-Institut (RKI) könnten mögliche Ursachen für die allgemein steigenden Zahlen eine bessere Erkennung von Fällen, die älter werdende Bevölkerung und die Veränderungen beim Klima sein. Die Kombination aus hohen Temperaturen und mehr Regen scheine zu mehr Legionellose-Fällen zu führen.
Regional gab es in Thüringen seit 2023 vergleichsweise viele Fälle im Landkreis Schmalkalden-Meiningen. Ermittlungen des Gesundheits- sowie des Umweltamtes hätten jedoch keinen ursächlichen Zusammenhang erbracht, so das Ministerium. Möglicherweise hänge das mit einer verbesserten Fallerkennung durch diagnostische Abklärung von Atemwegserkrankungen bei Krankenhausaufenthalten zusammen.
Mehr Fälle im Sommer und Herbst
Grundsätzlich werden im Sommer und im Herbst mehr Legionellosefälle gemeldet. Gründe dafür könnten die Reisen in der Urlaubszeit sein und die damit verbundenen Infektionsrisiken, etwa das Schwimmen in Whirlpools, wie das RKI schreibt. Laut Gesundheitsministerium sind knapp 20 Prozent der Thüringer Fälle mit Reisen meist ins südliche Europa verbunden – das entspreche dem bundesweiten Wert.
Außerdem können sich die Bakterien im Wasser, das während der Urlaubsreisen der Bewohner in den Leitungen im Haus nicht regelmäßig ausgetauscht wird, besser vermehren. Zudem begünstigten die höheren Temperaturen das Wachstum der Legionellen in Kaltwasser- oder Rückkühlwerken.
Wie Legionellen bekämpft werden können
Die Bakterien kommen in geringen Konzentrationen fast überall im Wasser vor. Ideale Wachstumsbedingungen finden sie bei Temperaturen zwischen 25 und 45 Grad. Bei Wassertemperaturen über 55 Grad wird das Wachstum der Bakterien nach Angaben des RKI wiederum gehemmt, bei mehr als 60 Grad komme es zum Absterben der Keime.
Um sich vor Legionellen zu schützen, empfiehlt das Ministerium, das Wasser in leerstehenden Wohnungen und Häusern sowie wenig benutzten Duschen und Waschbecken gelegentlich laufen zu lassen.
Erstmals wurde die Legionärskrankheit, eine Form der Legionellose, 1976 anlässlich einer Tagung einer Kriegsveteranenvereinigung in den USA bekannt: Mehrere Teilnehmer erkrankten an der untypischen Lungenentzündung.