Die Apfelernte ist die schlechteste seit 2017. Leere Obstkisten in den Supermärkten müssen Verbraucher nicht fürchten. Aber es könnte teurer werden.
Wegen des kühlen und nassen Wetters erwarten die deutschen Obstbauern in diesem Jahr die schlechteste Apfelernte seit sieben Jahren. In manchen Anbauregionen fällt die Ernte sogar fast ganz aus. Steigen nun die Preise?
Christian Weseloh, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse (BVEO), sagte dem stern: „Normalerweise würde man erwarten, dass geringere Mengen zu höheren Preisen führen.“ Der Hauptabnehmer der Äpfel in Deutschland sei aber der Lebensmitteleinzelhandel, einschließlich großer Supermarktketten und Discounter wie Rewe, Edeka, Kaufland, Lidl und Aldi. „Diese großen Unternehmen haben oft erheblichen Einfluss auf die Preise.“STERN PAID 37_23 Hausmittel Apfel: An apple a day 19.50
Apfel werden wohl lagern und aus dem Ausland kommen
Laut Statistischem Bundesamt werden dieses Jahr rund 734.000 Tonnen Äpfel geerntet. Das sind voraussichtlich rund 26 Prozent weniger als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre und die niedrigste Ernte seit 2017.
Schon im Vorjahr war die Apfelernte schlecht ausgefallen. In diesem Jahr dürfte sie der Schätzung zufolge noch um rund 22 Prozent unterschritten werden. Vor allem in den südöstlichen Bundesländern gibt es erhebliche Ernteausfälle von bis zu 90 Prozent im Vergleich zum zehnjährigen Durchschnitt, wie das Statistikamt weiter mitteilte. In Sachsen etwa – dem drittgrößten Apfelanbaugebiet in Deutschland – werde eine extrem niedrige Ernte erwartet.
Vier große deutsche Anbauregionen
„Die am meisten betroffene Apfelbaumregionen ist die in Ostdeutschland. Das ist so der Dresdner Raum“, sagte Christian Weseloh. „Dann gibt es die Gebiete am Niederrhein, in Baden-Württemberg und im „Alten Land“ bei Hamburg.“ Deutschland habe praktisch nur vier wichtige Apfelbaumregionen. Wenn eine diese Regionen wie aktuell kaum ernten kann, mache sich das bemerkbar.
„Es wäre gut, wenn die Apfelpreise steigen würden“, sagte Weseloh über die Folgen der deutschen Missernte. Nicht nur, damit die Obstbauern ihre Kosten decken könnten, sondern auch weil generell eine Erhöhung der Preise notwendig sei. In Nordwesteuropa, insbesondere in Deutschland, würden Faktoren wie die Diskussion um den Mindestlohn, Arbeitskräftemangel und teure Modernisierungsmaßnahmen die Produktionskosten erhöhen.
„In einem hochentwickelten Land wie Deutschland sind steigende Produktionskosten unvermeidlich. Daher ist eine Erhöhung des Preisniveaus für Äpfel gerechtfertigt, insbesondere wenn man die Herkunft berücksichtigt.“ Es sei wichtig, dass auch der Einzelhandel die Preise für lokale Produkte erhöhe.