Beim siegreichen Pflichtspielstart lobt Bayern-Coach Vincent Kompany die Champions-League-Mentalität von Thomas Müller. Leon Goretzka fehlt in Ulm. Vorstand Max Eberl weist auf Notwendigkeiten hin.
Die spannende Frage nach der Zukunft von Leon Goretzka vermochte Mr. Pokal Thomas Müller nicht zu beantworten. „Was in den nächsten Tagen und Wochen oder sonst wann passiert, wird man dann sehen. Aber Leon ist einer von uns. Er zeigt als Mitspieler, wie wichtig wir ihm sind. Das ist gegenseitig genauso“, sagte der Doppeltorschütze vom 4:0 des FC Bayern im DFB-Pokal beim SSV Ulm. „Er hat keine einfache Situation gerade und trainiert aber trotzdem wirklich exzellent.“
Der bald 35-jährige Routinier Müller sorgte mit frühen Toren (12./15. Minute) maßgeblich dafür, dass Vincent Kompany einen erfreulichen Pflichtspielstart als Trainer des FC Bayern verbuchen konnte. „Wichtig ist, dass wir die richtige Energie zeigen. Das ist die Basis, die muss da sein“, sagte der belgische Coach. Kingsley Coman und der eingewechselte Harry Kane bei seinem Debüt im DFB-Pokal erhöhten zum Endstand für die Münchner, die zuletzt 2020 im Berliner Pokal-Finale standen.
Alle Signale auf Trennung
Verzichtet hatte Kompany auf Goretzka, der eine knifflige Karrierephase durchläuft. Nachdem der 29-Jährige die Heim-EM verpasst hatte, stehen nun beim FC Bayern alle Signale auf Abschied. Anfragen seien „aktuell nicht das große Thema“, sagte Sportdirektor Christoph Freund, „aber natürlich gibt es für Leon Goretzka einige Interessenten, weil er einfach ein sehr guter Spieler ist.“
Der Vertrag von Goretzka läuft bis zum 30. Juni 2026. Im durch die Verpflichtung des Portugiesen João Palhinha erst recht dicht besetzten Mittelfeld war zum Pokal-Auftakt beim Zweitliga-Aufsteiger kein Platz für Goretzka. Er könnte wie Matthijs de Ligt und Noussair Mazraoui noch in diesem Sommer gehen. Die Münchner würden dann eine üppige Ablöse kassieren und hätten einen hochdotierten Star von der Gehaltsliste bekommen. Der Verein hatte sich nach der titellosen Saison für neue personelle Akzente im Kader entschieden – und alle Spieler kann der Club dann eben nicht behalten.
Eberl: Haben keinen Geldscheißer
„Wie heißt das so schön? Wir haben keinen Geldscheißer. Wir müssen auch schauen, dass alles funktioniert und passt“, sagte Sportvorstand Max Eberl auf Nachfrage zu einem Wechsel von de Ligt zu Manchester United. Das Kalkül bei Goretzka, der bei der SSC Neapel und Atlético Madrid hoch im Kurs stehen soll, dürfte nicht komplett anders sein. Man wolle sehr deutlich zu den Spielern sein, sagte Kompany. „Wir machen das in unserer Familie, aber außerhalb brauchen wir nichts dazu zu sagen.“
Eine gute Woche vor dem Bundesliga-Start beim VfL Wolfsburg sind die Teamkollegen gespannt, wie es mit Goretzka weitergeht. „Am Ende ist das nicht meine Entscheidung. Aus Spielersicht mag ich es sehr gerne, mit Leon auf dem Platz zu stehen. Es tut mir für ihn ein bisschen leid“, sagte Joshua Kimmich, der in Ulm zusammen mit Aleksandar Pavlovic die Mittelfeldzentrale in der Startelf bildete. „Aber ich bin es nicht, der da eine Entscheidung treffen kann, sondern das ist eine Entscheidung des Trainers und des Vereins. Und ich weiß nicht, welche Gespräche es da gibt.“
Mr. Pokal trifft
Weitaus fröhlicher als Goretzka genoss da Müller den Abend. Grinsend knipste Kollege Serge Gnabry noch ein Foto vom Pokal-Dauerbrenner der Münchner, der von einer großen Reporterschar im Donaustadion umringt war. Nur Charly Körbel (70 für Eintracht Frankfurt) und Manfred Kaltz (67 für den Hamburger SV) bestritten mehr DFB-Pokalspiele für einen Verein als Müller für Bayern (66).
„Jemand wie Thomas spielt im Kopf wie in einem Champions-League-Finale – und das ist wichtig“, sagte Kompany. Auch Ulms Trainer Thomas Wörle, einst Meister mit den Fußballerinnen des FC Bayern, war begeistert. „Wahnsinn, Wahnsinn“, sagte Wörle. Müllers Bewegungen seien beeindruckend, ebenso seine Cleverness.