Nachrichtendienste: Spionage in Forschung – Gefahr bestehe auf hohem Niveau

Wissenschaftsspionage ist auch in Hessen eine Gefahr. Welche Bereiche sind besonders anfällig?

Hessische Forschungseinrichtungen stehen nach Einschätzung der Landesregierung weiterhin im Fokus von Spionage durch ausländische Nachrichtendienste. „Die Gefahr besteht auf anhaltend hohem Niveau“, heißt es in einer Antwort des Innenministeriums in Wiesbaden auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion. Hessen als Standort für Wissenschaft und Forschung nehme eine besondere Rolle ein, weshalb Spionage ein anhaltend hohes Risiko darstelle.

Spionage zur Stärkung der Innovationskraft

Und welche Forschungsfelder sind besonders attraktiv für Spione? Das hessische Landesamt für Verfassungsschutz teile die Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz hinsichtlich besonders gefährdeter Bereiche, hieß es.

Dabei handle es sich um Felder, die besonders interessant zur Stärkung der Innovationskraft anderer Staaten seien. Dazu gehörten unter anderem Energieeinsparung und Elektromobilität, Informations- und Kommunikationstechnologien, Automatisierung und Robotik, Elektrizitätsanlagen oder Biomedizin.

Wissenschaft berücksichtigt Spionagegefahr zu wenig

Das Bundesamt weist immer wieder auf die deutschlandweite Spionagegefahr in Wissenschaft und Forschung durch ausländische Nachrichtendienste hin. „Diese nutzen verschiedene Wege, um an Know-how und Informationen zu gelangen“, heißt es in einem Informationsblatt aus dem Jahr 2022.

So würden sie beispielsweise auch versuchen, über Gaststudierende und Gastforschende an Forschungsergebnisse zu gelangen. Zudem könnten Forschungseinrichtungen in das Visier staatlich gesteuerter Cyberangriffe geraten, um sensible Forschungsdaten zu erbeuten.

Vorrangiges Ziel der Wissenschaftsspionage sei, Informationen zu erlangen, um sich so einen Wissensvorsprung zu verschaffen oder bestehende Wissenslücken zu schließen. „Staatliche Angreifer greifen auf umfangreiche personelle und finanzielle Ressourcen zurück und gehen planvoll, geschickt und langfristig ausgerichtet vor“, so das Bundesamt. Dem gegenüber stehe eine Wissenschaftslandschaft, in der bisweilen die Gefahr durch Spionage noch zu wenig berücksichtigt werde.