RTL lässt wegen eines Jubiläums einige Ex-Camper zurück in seine Fernsehen-Wildnis ziehen. Die liefern ab, was bestellt wurde – Eskalation im Rekordtempo. Ein Camper erscheint besonders auffällig.
Abstruse Wissenslücken, Luftnot wegen eines Wasserbockpenis und ein handfester Aufstand gegen die Chefetage: Das RTL-Dschungelcamp ist zurück auf dem Bildschirm. In der am Donnerstag auf dem Streamingdienst RTL+ veröffentlichten ersten Folge der neuen Staffel ging es auch gleich wie üblich hochemotional und laut zu. Im Mittelpunkt von Gezeter, Tränen und Geschrei: Der einstige „Köln 50667“-Darsteller David Ortega, der seinen Mitcampern Mobbing vorwarf („Ihr seid so eine Schande!“). Diese revanchierten sich mit einer Art Bürgeraufstand gegen den 38 Jahre alten Bartträger.
Aber der Reihe nach: Bei der neuen Staffel handelt es sich um keine reguläre Ausgabe der Reality-Show, sondern um eine Sonderausgabe. Anlass ist das 20-jährige Jubiläum der Show, die erstmals 2004 lief. Vieles ist diesmal anders. RTL sendet das Format nicht zu Jahresbeginn, sondern im Sommer. Schauplatz ist nicht Australien, sondern Südafrika. Die Show ist nicht live, sondern bereits aufgezeichnet. Und: Es sind ausnahmslos Camper dabei, die schon einmal in früheren Staffeln zu sehen war. „Legenden“, wie sie RTL nennt.
Um Essen und Würde kämpfen daher Leute wie Moderatorin Giulia Siegel (49), Schauspieler Winfried Glatzeder (79), Ex-Fußballer Thorsten Legat (55) und Reality-Star Gigi Birofio (25). Und eben David Ortega, der in seiner Staffel 2016 früh ausschied und heute auffällig anders aussieht als damals. Einst raspelkurzes Haar ist einer fluffigen Mähne und einem Druiden-Bart gewichen.
Kader Loth ist genervt
Ähnlich auffällig wie die Typveränderung ist sein Verhalten im Camp kurz nach dem Einzug. Frühmorgens sitzt er beispielsweise am Lagerfeuer neben einer Rolle Klopapier und fabuliert über Kinderfernsehen-Shows und Leoparden. Unvermittelt fragt er die Reality-Veteranin Kader Loth (51), ob sie in Deutschland geboren sei. Die antwortet schlaftrunken-genervt: „Ich weiß nicht einmal, wo ich gerade bin!“ Ein Aufgalopp für größere Missstimmungen.
Denn unerklärlicherweise wird Ortega danach zum sogenannten Teamchef ernannt. Kein Ehrenamt, sondern nach allgemeinem Verständnis durchaus mit legislativer Macht versehen, denn der Teamchef organisiert das Dschungelcamp.
Dieser Machtzuwachs führt in Kombination mit bereits vorhandener Skepsis bei seinen Kollegen (Gigi: „Der ist ein bisschen gruselig. Nicht, dass ich schlafe und dann kommt der nachts.“) zur Eskalation. Wie so oft entzündet sich der Streit beim Thema Veganismus. In der ersten großen gemeinsamen Prüfung müssen die Camper mal wieder allerhand Ekelkram herunterwürgen. Während Sarah Knappik (37) gleich mehrere Gläser pürierten Ziegenmagen runterkippt und danach mit blutverschmiertem Mund aussieht, als komme sie von einem Zombiefilm-Casting, verweigert sich Ortega. Er verweist stattdessen auf die zehn Gebote.
„Schämt euch alle zusammen!“
Von seinen Mitstreitern fühlt er sich danach im „Veganismus nicht ernst genommen“. Der Mann, der sich in seiner Vorstellung noch „großer Friedenspolitiker“ nennt, brüllt seine Kollegen an: „Schämt euch alle zusammen!“ Die Folge: Es findet ein spontanes Plenum statt, das Ortega als Teamchef wieder abgesetzt. Mola Adebisi (51) soll die Nachricht überbringen und leitet die Unterhaltung ein wie ein Abteilungsleiter, der mit einem Seminar für gewaltfreie Kommunikation im Rücken jemanden vor die Tür setzen muss. Zu Ortega sagt er: „Du brauchst auch ein allgemeines Update.“ Es misslingt, den Streit zu beruhigen.
Wem das alles schon wieder viel zu konfliktreich ist, der findet im Dschungel aber auch Erheiterung – vor allem bei Kader Loth. Die Grande Dame des Trash-TV („Ich bin eine der seriösesten Menschen in Deutschland.“) gerät unter anderem in die missliche Lage, Winfried Glatzeder, den einstigen „Belmondo des Ostens“, zu begrüßen, was ihr erkennbar schwerfällt. „Winfried… Glatzer“, sagt sie. „Aber ich dachte, sie sind schon längst tot.“ Seinen Filmerfolg „Die Legende von Paul und Paula“ rekapituliert sie als „Paula und Paulina“.
Reality-Star Gigi Birofio scheitert unterdessen daran, in seiner Hose – nah an seinem Po – Zigaretten ins Camp zu schmuggeln. Was der Körperteil zu leisten vermag, zeigt er allerdings wenig später, als er geräuschvoll vor Moderatorin Sonja Zietlow flatuliert. Das erinnert kundige Dschungel-Gucker an einer Szene aus seiner Staffel von 2023. Der Begriff „Dschungel-Legende“ hat eben viele Schattierungen.
Luftnot durch Wasserbockpenis
Einen dramatischen Moment erlebt unterdessen der stets hoch motivierte Ex-Kicker Thorsten Legat. Während der Essensprüfung mümmelt er konzentriert klein geschnittenen Wasserbockpenis – kurz darauf läuft er rot an. Mehrere Camper und Moderatorin Sonja Zietlow eilen herbei, um Legat auf den Rücken zu schlagen. „Ich hab‘ keine Luft bekommen“, erklärt der Ex-Kicker schließlich sichtlich mitgenommen, als die Situation bereinigt ist. Das Ekelessen habe festgesteckt.
Was zum Auftakt bisher nicht zu sehen war: Reality-Kandidatin Elena Miras (32), die als Teilnehmerin angekündigt ist, aber bislang nicht auftauchte. Sie soll nach Angaben von RTL.de als Überraschung später zum Dschungel-Trupp stoßen. Auch war Sonja Zietlow in großen Teilen der Show noch als alleinige Moderatorin zu sehen. Co-Moderator Jan Köppen hatte zum Zeitpunkt der Aufzeichnung Fieber und musste sich schonen.