Statt in unbeschwerter Vorfreude dem Pflichtspielstart von Trainer Kompany entgegenzublicken, müssen sich die Bayern mit einem Angriff aus Leverkusen herumplagen. Eberl verrät sein „Programm Attacke“.
Max Eberl lächelte verschmitzt, als er sich mit der Olympia-Torte für Neuzugang Michael Olise in der Hand eine amüsante Bemerkung zu Leverkusen erlaubte. Oder sei der Kuchen nicht doch für Herrn Carro, witzelte der Bayern-Sportvorstand auf dem Weg aus dem Pressekonferenzraum. Als der 50-Jährige wenig später mit Trainer Vincent Kompany zurückkehrte, vermied er es, den Streit mit Bayer-Boss Fernando Carro neu zu entfachen. „Klar kann man jetzt hier sitzen und ein Riesen-Wortgefecht entflammen lassen. Aber das ist tatsächlich null Komma null mein Ansinnen“, sagte Eberl.
Carros Aussage spreche ja für sich, unterstrich Eberl. Er selbst halte es da anders. „Mir fällt dazu nur ein Satz ein: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“, sagte Eberl. „Eigentlich schade, dass wir jetzt vor dem Pflichtspielstart so ein Thema haben.“
Coach Kompany, der am Freitag (20.45 Uhr/ZDF und Sky) in der ersten Runde des DFB-Pokals erstmals in einem Pflichtspiel mit den Münchnern an der Seitenlinie steht, ließ sich die Laune von den Nebengeräuschen nicht verderben. Im Gegenteil. Er lachte laut, als Eberl nach Carro gefragt wurde.
Leverkusener Attacke
Leverkusens Geschäftsführer Carro hatte bei einem Fan-Treffen gesagt, dass er von Eberl nichts halte. Nach einer Replik des Münchner Chefs Jan-Christian Dreesen folgte eine Entschuldigung von Carro. Für die Atmosphäre im für diesen Sommer scheinbar beendeten Wechsel-Poker um Nationalspieler Jonathan Tah war der Streit aber sicher nicht förderlich.
„Das Attacke-Thema sehe ich nicht vor dem Mikrofon in der Pressekonferenz, sondern tatsächlich dann in fünf, sechs Wochen, wenn wir gegen Leverkusen spielen“, sagte Eberl. Er spielte die Lage als „kleines Ärgernis“ herunter. Einen neuen Stand in der Personalie Tah ließ Eberl nicht erkennen. Tahs Vertrag in Leverkusen läuft 2025 aus – jetzt könnte Bayer also noch eine Ablösesumme für den Verteidiger erhalten. Da Eberl erklärte, dass nun der finale Kader für die neue Saison stehe, ist keine neue Bewegung in dieser Personalie zu erwarten.
Neue Bayern-Energie
Los gehen solle das „Programm Attacke“ schon gegen Ulm, forderte Eberl. Nach fünf Testspielen in der Vorbereitung, als es vier Siege und ein mageres 1:1 gegen den 1. FC Düren gab, blickt der Sportvorstand dem Ernstfall mit Vorfreude entgegen. „Es ist ein neuer Impact und eine neue Energie auf und neben dem Platz da und jetzt freuen wir uns, dass wir in einem Pflichtspiel zeigen dürfen, wie gut wir sind“, sagte Eberl.
Der intensive Kompany-Spielstil verspricht schon jetzt auf jeden Fall einen hohen Unterhaltungswert. Ein Sieg beim Ulmer Team von Trainer Thomas Wörle, der in seinen neun Jahren mit den Bayern-Frauen zweimal deutscher Meister wurde, ist Pflicht, damit die gute Stimmung nicht gleich einen kräftigen Dämpfer bekommt.
Kompany lässt Kader geheim
„Ich bin bereit. Es ist wichtig für uns, dass wir jetzt wieder ein Pflichtspiel haben“, sagte Kompany. Die Münchner hatten den Belgier Ende Mai als Nachfolger von Thomas Tuchel verpflichtet. Über zehn Millionen Euro Ablöse mussten die Bayern an den Premier-League-Absteiger FC Burnley bezahlen. Kompany hat einen Vertrag bis 2027 unterschrieben. Der 38-Jährige soll den entthronten Serienmeister wieder an die Spitze führen. „Wir wollen einfach jedes Spiel gewinnen und dann sind die Ziele klar“, sagte Eberl.
Mit welchem Personal Kompany das Spiel angeht, ist offen. Der Belgier verriet nicht, ob es außer Leroy Sané angeschlagene oder verletzte Stars gibt, oder ob der offiziell vorgestellte Neuzugang Michael Olise zum Kader gehört. Der französische Olympia-Zweite durfte sich zur Begrüßung über nette Worte und eine Torte mit den olympischen Ringen darauf freuen.