Archäologie: Sterbekirche von König Heinrich I. in Memleben nachgewiesen

Kloster Memleben ist eng mit der Geschichte der ersten deutschen Herrscher verbunden. Jahrelange Grabungen bringen immer wieder neue Details zur Baugeschichte des Ortes ans Licht.

  Archäologen haben auf dem historischen Klosterareal in Memleben (Burgenlandkreis) die Kirche entdeckt, in der der erste deutsche König, Heinrich I., gestorben sein soll. Es handele sich zweifelsfrei um die Marienkirche aus der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, sagte Grabungsleiter Holger Grönwald. „Schriftliche Quellen belegen, dass Heinrich in seinen letzten Stunden in der Kirche lag und seinen Sohn, den späteren Kaiser Otto der Große (912 bis 973), als Nachfolger bestimmte.“ Als Heinrich (um 875 bis 936) tot war, sei er in der 9,20 Meter breiten und fast 15 Meter langen Kirche aufgebettet worden. 

Eingeweide Ottos beigesetzt

Ebenso wurden nach einer mittelalterlichen Chronik die Eingeweide Ottos des Großen in der Nacht nach seinem Tode in der Memlebener Marienkirche beigesetzt. Im Inneren der Kirche fand sich eine Steinplatte als Rest des Unterbaus für einen Altar. Dass es sich um einen Sakralbau handelt, belegt auch ein Grab im Inneren des Gebäudes. Die schlichte, bereits in Steinbauweise ausgeführte Pfalzkirche wurde zugunsten einer monumentalen Kirche von 979 nahezu vollständig abgetragen.

Ständige Umbauten auf dem historischen Areal

Die Grabungen zeigten die im Laufe der Jahrhunderte vorgenommenen Veränderungen. Die Nordwand des Gebäudes wurde von einem Kirchturm überbaut. Zudem gab es eine lange spätmittelalterliche Mauer als Klostereinfassung. Südlich der spätmittelalterlichen Mauer erfolgten wiederholt Bodeneingriffe, die den Baukörper stark beeinträchtigten. Im 13. Jahrhundert wich der Bau einer neuen, heute noch als Ruine erhaltenen Kirche. 

Seit 2017 gibt es auf der ehemaligen Kaiserpfalz Memleben archäologische Lehr- und Forschungsgrabungen. An der diesjährigen Grabung beteiligten sich Studierende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) sowie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Unterstützt wurden sie von der Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt.