Schiefe Zähne will niemand haben. Daher unterzieht sich mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in MV einer kieferorthopädischen Behandlung – und macht so meist Bekanntschaft mit Zahnspangen.
Obwohl der Weg zum Kieferorthopäden oft weit ist, lässt sich mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Mecklenburg-Vorpommern die Zahnstellung korrigieren. Wie aus einer mehrjährigen Analyse der Barmer Krankenkasse hervorgeht, unterzogen sich 53,7 Prozent der Heranwachsenden im Land einer kieferorthopädischen Behandlung auf Kassenkosten. Dieser Wert liegt nur geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt, der mit 54,7 Prozent angegeben wurde.
Doch zeigen sich auch im Nordosten regionale Unterschiede. In den kreisfreien Städten Rostock und Schwerin lag die Quote bei 57 und 59 Prozent, im Landkreis Vorpommern-Greifswald hingegen bei knapp 51 Prozent. Dass die Quote, anders als etwa in Niedersachsen oder Bremen, durchgängig über 50 Prozent liege, zeige, dass der Zugang zur Kieferorthopädie im Land aktuell insgesamt zufriedenstellend sei, konstatierte Barmer-Landeschef Henning Kutzbach.
Zahnarztpraxen übernehmen kieferorthopädische Versorgung mit
Gerade im Nordosten würden vermehrt auch allgemeine Zahnarztpraxen auf dem Lande die kieferorthopädische Versorgung mit übernehmen. Bundesweit liege dieser Anteil bei 13 Prozent, in Mecklenburg-Vorpommern mit 17,6 Prozent. Kutzbach begrüßte Maßnahmen der Ärzteverbände, mit denen sowohl die zahnärztliche als auch die kieferorthopädische Versorgung in strukturschwachen Regionen gestärkt werden solle. So gebe es bei Praxisübernahme oder Neugründung Finanzmittel „in nicht unerheblichem Maße“.
Für den Barmer-Zahnreport wurden laut Kutzbach Daten von bundesweit 50.000 anfangs Achtjährigen über einen Zeitraum von zehn Jahren, also bis zum 17. Lebensjahr, ausgewertet. Darunter waren auch Angaben zu rund 1.700 Heranwachsenden aus MV. Die Analyse habe gezeigt, dass Mädchen häufiger kieferorthopädisch behandelt werden. In allen Bundesländern falle die Inanspruchnahme konstant etwa zehn Prozentpunkte höher aus als bei Jungs. „Schönheitsideale, Gruppendruck und elterliche Fürsorge sind mögliche Gründe dafür, dass Zahn- und Kieferfehlstellungen bei Mädchen häufiger nachgefragt und behandelt werden als bei Jungen“, sagte Kutzbach.
Früherkennungsuntersuchungen seltener genutzt
Nach Angaben des Barmer-Landeschefs zeigt der Zahnreport auch, dass Kinder und Jugendliche im Land noch zu selten zu Früherkennungsuntersuchungen in die Praxen kommen. Vor allem im Kleinkindalter finde noch zu wenig Vorsorge statt. Nur bei einem Drittel der bis zu Vierjährigen habe es entsprechende Untersuchungen gegeben. „Prophylaxe ist wichtig, um Zahn- und Kieferkrankheiten möglichst frühzeitig zu entdecken und behandeln zu lassen“, redete Kutzbach den Eltern ins Gewissen.