Nationalsozialismus: NS-Gedenkstätte im Belower Wald will Bildungsarbeit ausbauen

Im Belower Wald zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern erinnern Bäume an das Martyrium tausender KZ-Häftlinge. Die neue Gedenkstätten-Leiterin dort will die Erinnerungsarbeit verstärken.

Die neue Leiterin der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald, Friederike Gehrmann, will die Bildungsarbeit der Einrichtung ausbauen. Die Gedenkstätte in der Nähe von Wittstock/Dosse an der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern erinnert an die Todesmärsche der Häftlinge des KZ Sachsenhausen im April 1945. 

Die Kontakte mit Schulen, anderen Bildungsträgern und zivilgesellschaftlichen Initiativen sollen intensiviert werden, wie Gehrmann sagte. Die 33 Jahre alte Historikerin übernahm am 1. August die Leitung der Außenstelle der Gedenkstätte Sachsenhausen. „Perspektivisch soll die Bildungsarbeit der Gedenkstätte auch digital sichtbarer werden, um auf diesem Wege Zielgruppen zu erreichen, die selbst nicht vor Ort sein können“, sagte Gehrmann. 

Gedenkstätte mit Spuren und Relikten des früheren Waldlagers

„Die Todesmärsche aus den Konzentrationslagern in den letzten Tagen und Wochen der NS-Herrschaft sind ein Beispiel für den Fanatismus der NS-Ideologie zu einem Zeitpunkt, als der Krieg längst verloren war. Sie zeigen, wohin Menschenfeindlichkeit und Radikalismus im schlimmsten Fall führen können.“ Die Gedenkstätte im Kreis Ostprignitz-Ruppin beinhaltet ein historisches Waldgelände mit zahlreichen Spuren und Relikten des einstigen Waldlagers und eine Freiluft-Ausstellung zur Geschichte des Todesmarsches. 

Im April 1945 trieb die SS mehr als 30.000 Häftlinge des Konzentrationslagers Sachsenhausen zu Fuß Richtung Nordwesten. Hunderte starben unterwegs oder wurden von der SS erschossen. Allein im Belower Wald wurden rund 16.000 Häftlinge zusammengezogen. In selbst errichteten Unterständen und Erdlöchern suchten sie Schutz vor der Witterung und versuchten, ihren Hunger mit Kräutern, Wurzeln und Rinde zu stillen. Viele konnten sich bis zur Befreiung Anfang Mai durch die Sowjet-Armee retten. Heute sind auf dem Gelände der Gedenkstätte Buchen mit Einritzungen zu sehen, Kiefern mit abgeschälter Rinde zeugen von der großen Not. 

„In den ländlichen Regionen Brandenburgs und des unmittelbar angrenzenden Mecklenburg-Vorpommern ist die kleine Gedenkstätte im Belower Wald ein wichtiger Ankerpunkt für ein kritisches Geschichtsbewusstsein und den Einsatz für Menschenrechte, Vielfalt und Demokratie“, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll. „Daher wollen wir gerade angesichts zunehmender Angriffe auf die Erinnerungskultur und der Verbreitung von Geschichtslügen die historisch-politische Bildungsarbeit an diesem Ort ausbauen und die Gedenkstätte noch stärker in der Region vernetzen.“

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