Manche Patienten rasten aus, wenn sie in der Praxis nicht sofort behandelt werden. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen berichtet von zunehmender Gewalt. Er hat eine Forderung.
Die Kassenärzte beobachten immer mehr Gewalt in Arztpraxen. „Offene Aggression und ein extrem forderndes Verhalten haben deutlich zugenommen. Nicht nur in Notaufnahmen, auch bei den Niedergelassenen eskaliert die Lage immer öfter“, sagte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Dabei gehe es sowohl um Beleidigungen als auch körperliche Gewalt.
„Ich hatte selbst schon einen Patienten, der eine Tür kaputt getreten hat“, sagte Gassen, der in Düsseldorf in einer Gemeinschaftspraxis praktiziert. Die Regel sei das nicht – die Probleme gingen auf eine „kleine, leider aber größer werdende Klientel“ zurück, sagte Gassen. „Dass sich Patienten nicht benehmen können und eine schräge Einschätzung der eigenen Behandlungsdringlichkeit haben, ist ein Nationen-übergreifendes Phänomen. Was sich allerdings auch häuft: Da ist einer krank, und sechs Leute kommen als Begleitung mit in die Praxis oder die Notaufnahme und machen Radau. Das ist bemerkenswert und extrem unangenehm.“
Gassen forderte deutliche Strafen: „Es braucht in solchen Fällen deutliche und schnelle Strafen. Sonst kommt die Botschaft bei einigen Menschen nicht an.“ Justizminister Marco Buschmann (FDP) will mit einer leichten Verschärfung des Strafrechts unter anderem Rettungskräfte besser vor Anfeindungen und Gewalt schützen. Die – noch nicht beschlossene – Anpassung müsse auf die Arztpraxen ausgeweitet werden, forderte der Kassenärzte-Chef. „Es ist überfällig, das Strafgesetz an der Stelle zu verschärfen. Auch Praxen müssen sich nicht alles bieten lassen.“